In „Kapitel 4“ taucht John Wick nach längerer Pause aus dem Untergrund auf. Er hat sich durch die Erschießung einer hochrangigen Persönlichkeit die Hohe Kammer, Leitstelle aller Geheimorganisationen, zum tödlichen Feind gemacht. Ein gewisser Marquis de Gramont wird damit beauftragt, ihn zur Strecke zu bringen.
Das Hongkong-Kino lässt grüßen, wenn ein stoischer Keanu Reeves als kaltblütiger John Wick, und der blinde Schwertkämpfer Caine – gespielt von Mixed-Martial-Arts-Superstar Donnie Yen – ihre Feinde in die Beinschere nehmen. Und das sind viele.
Logische Handlung oder geschliffene Gespräche waren noch die Stärke von „John Wick“. Die leblosen Dialoge dienen nur als kurzes Vorspiel zu ultra-brutalen und hochstilisierten Kampf-Choreografien in bizarrem Ambiente.
Kein Schauplatz ohne enormen Schauwert. Im Continental Hotel in Osaka servieren die Köche nicht nur Sushi, sondern auch gekühlte Schwerter. Die japanischen Innenräume glühen in den Neon-Farben Blau, Grün und Pink, ehe sie elegant zu Bruch gehen. In Berlin vibriert der Techno-Club im Rave-Rhythmus vor rauschenden Wasserfällen. In Paris bildet der Triumphbogen den gloriosen Mittelpunkt einer Autoverfolgungsjagd.
Und mittendrin Keanu Reeves, auf dessen Gesicht sich der milde Glanz seines untergehenden Ruhms legt. Im kugelsicheren Maßanzug macht er seine melancholischen Moves mit der undurchdringlichen Souveränität des gebeutelten Hollywoodstars.
Ob im strömenden Regen oder in der Gluthitze der Wüste; ob bei Sonnenaufgang oder in nächtlicher Dunkelheit; ob mit asiatischer Kampftechnik, Pfeil und Bogen, Maschinengewehren oder Messern – die Schlagzahl an Toten ist gigantisch, egal ob beim Zweikampf oder im Ensemble. John Wick erledigt seine Feinde idealerweise gleich doppelt: Zuerst mit Schnitt durch die Kehle, dann mit Kopfschuss. Und auch im größten Kugelregen erweist er sich als unverwundbar.
Bill Skarsgård, Sohn von Stellan, spielt John Wicks diabolischen Gegenspieler – den grausamen Marquis – mit der Unschuldsmiene eines psychopathischen Gymnasiasten.
Als französischer Adeliger hat er ein sehenswertes kulturelles Erbe im Rücken. Er schnabuliert Patisserie in Versailles, trifft wichtige Entscheidungen vor napoleonischen Gemälden im Louvre und fordert zum Duell vor dem Eiffelturm. Dank ihm, wird das Publikum nicht nur zum Schlachtenbummler, sondern auch zum europäischen Kulturtouristen.
INFO: USA 2023. 169 Min. Von Chad Stahelski. Mit Keanu Reeves, Donnie Yen.
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