Filmkritik zu "Inland": Hauptsache, Ausländern geht es schlechter als mir

Beim türkischen Friseur in Favoriten
Uli Gladnik führte Gespräche mit Wiener FPÖ-Wählern und befragte sie zu ihren Wünschen und Ängsten.

Er gebe es ehrlich zu, er habe früher sogar die Kommunisten gewählt, gesteht ein Stammgast in einem Ottakringer Kaffeehaus. Seine Tischgenossen wiegen die Köpfe. Schließlich wirft eine Dame ein, dass auch sie früher einmal SPÖ-Wählerin war („Die SPÖ hat uns geholfen“). Doch die Zeiten, in denen die Arbeiterbezirke als Hochburg der Sozialdemokratie galten, sind längst vorbei. Heute wählen die Besucher dieses Ottakringer Kaffeehauses bei den Wahlen (fast) durchwegs rechts.

Was denkt der oder die FPÖ-Wählerin? Dieser Frage ging die Filmemacherin Ulli Gladik nach und begleitete mehrere Menschen vor der Nationalratswahl 2017 und die (ernüchternde) Zeit danach in ihrem beruflichen und privaten Umfeld. Warum hasst der Favoritner Christian türkische Friseure (obwohl er selbst einen türkischen Stammfriseur hat) oder wünscht der freundliche arbeitslose Rechtswähler Alexander Flüchtlingen den Ertrinkungstod? Gladnik fragt beharrlich nach, lässt die (oft absurden) Behauptungen ihrer Protagonisten nicht unwidersprochen und verstrickt sie in bizarre Aussagen wie: „Ich nehme es in Kauf, dass es mir selbst schlechter geht, damit es den Ausländern noch schlechter geht.“

Manchmal hat man das optimistische Gefühl, dass es ihr gelingt, einen Fuß in die Tür zu stellen und überzeugte Rechtswähler zu verunsichern, dann wieder erscheint dieses Gesprächsunterfangen völlig aussichtslos.

INFO: Österreich 2019. 85 Minuten. Ein Dokumentarfilm von Ulli Gladik.

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