Filmkritik zu "HERRliche Zeiten": Toll trieben es die Römer

Oliver Masucci (re.) auf einer Toga-Party mit Samuel Finzi als seinem Sklaven: „HERRliche Zeiten“
Oskar Roehlers untentschlossene Satire auf ein Ehepaar, das einen Sklaven für den Haushalt bekommt.

„Sklavin gesucht.“ Im Rausch hat Schönheitschirurg Claus Müller-Todt (Spezialität: Fettabsaugung) eine verwegene Anzeige aufgegeben, am nächsten Tag tummeln sich ein paar heiße SM-Typen in seinem Vorgarten.

Doch dann kommt einer, der es ernst meint: Er nennt sich Bartos und bietet dem Herrn Doktor und seiner Frau seine Sklavendienste an. Schon am nächsten Tag zieht er in der Dienstbotenwohnung ein. Und umsorgt das verblüffte Ehepaar mit Chefhauben-Menüs und billigen Bulgaren, die ihnen einen Swimmingpool ausheben. „Eine herrschaftliche Haltung muss man erlernen“, versichert der Sklave .

Nicht das erste Mal inszeniert sich Regisseur Oskar Roehler („Elementarteilchen“) als das enfant terrible des deutschen Films. Längst schon hat er sich an seinen Eltern und deren 68er-Generation abgearbeitet und kokettiert nun offen mit rechtem Gedankengut. „HERRliche Zeiten“ basiert (wenn auch nur motivisch) nicht ganz zufällig auf „Subs“, dem Roman des umstrittenen Autors Thor Kunkel, der hinter der Werbekampagne für die AfD stand.

Der vorgebliche Witz von „HERRliche Zeiten“ entsteht in der Reibung zwischen liberalem Gesellschaftsverständnis und frechem Sozialdarwinismus, ohne jemals die Schärfe richtiger Farce oder die Grenzwertigkeit bitterböser Karikatur zu erreichen.

Katja Riemann als tranige Ehefrau des Chirurgen darf ab und zu das gute Gewissen verkörpern, während ihr Mann (Oliver Masucci in Kanari-farbenen Anzügen) schnell auf den Herr-Knecht-Geschmack kommt. Besonders angefixt wird er durch das Macho-Vorbild seines Nachbarn, eines reichen, „bösen Arabers“ namens Mohammed: Im Keller versteckt er eine Folterkammer mit Saddam-Hussein-Bild und feiert Toga-Partys unter dem Motto „Toll trieben es die alten Römer“.

Sau rauslassen

„Wir scheißen darauf, was die Welt von uns denkt“, sagt Mohammed und klopft Müller-Todt auf die Schulter. Und ausgerechnet er darf die politisch unkorrekte Sau rauslassen, über ein Deutschland, das „von Schwuchteln regiert wird und einer Frau, die sie Mutti nennen.“

Aber hey, das wird mal wohl noch sagen dürfen! Und wer’s nicht lustig findet, der hat wohl, wie der Sklave einmal süffisant anmerkt, „kein Gespür für Ironie“.

INFO: D 2018. 110 Min. Von Oskar Roehler. Mit Oliver Masucci, Katja Riemann, Samuel Finzi.

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