Filmkritik zu "Harvest": Der Kapitalismus schlägt zu

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Athina Rachel Tsangaris archaisches Bauerndrama „Harvest“.

Ein Dorf irgendwo im schottischen Hochland, weitab von jeder Zivilisation. Die Bauern bilden eine geschlossene Gesellschaft. Alles, was sie zum Leben brauchen, müssen sie selbst erwirtschaften.

Als Fremde in Gestalt eines Kartografen, dreier Flüchtlinge und eines neuen „Master“ (Landbesitzer) auftauchen, gerät das heikle Gefüge außer Kontrolle. Der neue Master begnügt sich nämlich nicht mit der Selbstversorgung der Dorfgemeinschaft, er will Profite sehen. Am Ende ist das Dorf zerstört und verlassen. Nur einer, der exzentrische Kauz Walt, harrt aus. Es ist ein sperriger und schwieriger Film, den Athina Rachel Tsangari ihrem Publikum 133 Minuten lang auftischt. Ein langsamer Streifzug durch eine archaische Natur und Gesellschaft, weltabgewandt und unbeeinflusst, deren Zerfall sich vor aller Augen vollzieht. Eine Parabel auf die zerstörerische Kraft des Kapitalismus. Tsangari schafft mit Kameramann Sean Price Williams betörende Bilder üppiger Naturschönheit, aber auch großer Grausamkeit.

Das Alte wird zerstört

Wenn eine Scheune lichterloh brennt, hat das etwas Biblisches. Wenn ein Mann am Pranger malträtiert wird, wähnt man sich in einem Horrorfilm. Nur Walt (Caleb Landry Jones) ist die Ruhe selbst. Der Fels in der zerstörerischen Brandung. Eine mühsame, aber doch lohnende Ernte.

INFO: GB/D/USA/F/GR 2024. 133 Min. Von Athina Rachel Tsangari. Mit Caleb Landry Jones.

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