Filmkritik zu "Gegen den Strom": Zwischen Mission und Mutter

Halldora Geirhardsdottir als unbeugsame Umweltaktivistin: "Gegen den Strom"
Öko-Thriller rund um eine isländische Umwelt-Aktivistin mit rabenschwarzem Humor von Benedikt Erlingsson.

Im Mittelpunkt steht Halla. Sie ist Mitte fünfzig und alleinstehend. Hinter der Fassade ihres „Zivilberufs“ als Chorleiterin führt sie ein Doppelleben als Umwelt-Terroristin. Sie kämpft gegen Industriekonzerne, die sie für die Umweltverschmutzung verantwortlich macht. Um einen Deal mit China zu verhindern, scheut sie vor Vandalismus nicht zurück und legt die Stromleitungen einer Fabrik lahm. Doch bald muss sich die Aktionistin zwischen Mission und Mutterfreuden entscheiden. Sie erfährt, dass ihr Antrag für die Adoption eines Kindes trotz ihres Alters überraschend angenommen wurde. Dass sich die Protagonistin damit im traditionellen Rollenbild einer Frau zu verfangen scheint, befremdet zunächst. Aber als sie das Foto des ihr zugedachten Mädchens aus der Ukraine in Händen hält, kocht der Wunsch zur Revolte wieder hoch.

Regisseur Benedikt Erlingsson macht keinen Hehl daraus, bei wem seine Sympathien liegen, und würzt seinen Film mit rabenschwarzem Humor. Darüber hinaus lebt der Film von der betörend schönen Landschaft Islands und von der mitreißenden Hauptdarstellerin. Der Öko-Thriller, der für zivilen Ungehorsam im Kampf gegen Klimakatastrophen plädiert, soll bei der kommenden Oscar-Verleihung Island vertreten.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: Von Benedikt Erlingsson. Mit Halldora Geirhardsdottir, Jóhann Sigurðarson.

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