Filmkritik zu "Five Nights at Freddy's" und "Halloween Park": Blut, Beuschel und Popcorn
Passend zur Jahreszeit wird jungem Publikum Horror angeboten: „Five Nights at Freddy’s“ taugt eher für schwache Nerven, „Halloween Park“ bietet blutrünstige Schauwerte
Halloween ist Horror-Zeit, längst auch in Österreich. Die Nacht vor Allerheiligen wird besonders ausgiebig in den USA gefeiert, doch die Geisterstunde hat sich seit den 1990er-Jahren auch in Europa durchgesetzt. Während Allerheiligen als besinnliches Totengedenken gilt, steht Halloween für laute Spaßkultur, Party, „Süßes, sonst gibt’s Saures“ – und Grusel.
Kein Zufall, dass John Carpenters Klassiker „Halloween – Nacht des Grauens“ in der Halloweennacht stattfindet. Wenn eine gesamte Kleinstadt als Mörder und Gespenster verkleidet herumläuft, fällt ein echter Psychopath wie Michael Myers nicht sofort auf.
Saisonal bedingt, fluten Kino und Streamingdienste das traditionell junge Zielpublikum mit Horror. Auf Disney+ läuft die Mystery-Serie „Gänsehaut“ für Kinder ab 12, im Kino bedient die Horror-Schmiede Blumhouse Productions „the next generation“ ab 13: So alt muss man sein, um sich die Verfilmung des verkulteten Survival-Video-Spiels „Five Nights at Freddy’s“ ansehen zu dürfen.
Nun ist Blumhouse mit Schockern wie „M3GAN“, der neuen „Halloween“-Reihe oder „Der Exorzist: Bekenntnis“ nicht gerade berühmt für jugendfreie Blutsuppen. Wortreich musste Regisseurin Emma Tammi erklären, warum sie sich für die „kinderfreundliche“ Variante entschieden hat (kurze Antwort: um ein noch größeres Publikumssegment anzusprechen).
Traumabewältigung
Passionierte Gamer des Spiels, in dem es darum geht, Nachtschichten in einer Pizzeria zu überleben, werden daran vielleicht nostalgischen Gefallen finden.
Schwieriger schon könnte es für routinierte Horror-Fans werden, deren Blutpegelniveau weit unterschritten wird. Zwar lässt sich bekanntlich auch ohne Ekelfaktor Spannung erzeugen, doch ein lang ausgewalztes traumatisches Ereignis lähmt die Handlung – und den Sicherheitsbeamten Mike (Josh Hutcherson aus „Die Tribute von Panem“).
Aus der Not heraus übernimmt Mike einen Job als Nachtwächter in „Freddy Fazbear’s Pizza“. Die Arbeit sieht leicht aus, denn das Familienrestaurant wurde bereits in den 1980er-Jahren geschlossen. Leider befinden sich in dem verlassenen Gebäude bedrohliche Spielzeugroboter, die zu tödlichem Leben erwachen und Eindringlinge beseitigen. Mit rollenden Augen und klappernden Zähnen machen sich die riesenhaften Figuren in Form von Fuchs, Hase, Ente – und einem gierigen Muffin – auf Menschenjagd.
Blumhouse beauftragte die „Muppet“-Firma „Jim Henson’s Creature Shop“ mit der Kreation der Horrorpuppen, um diese möglichst mechanisch (und nicht computergeneriert) aussehen zu lassen. Die rasselnden Monstertiere passen gut zum gepflegten Retro-Look der Achtzigerjahre und seinen VHS-Videokassetten. Schockmomente gibt es wenig, Trauma zu viel. Allzu sanft nimmt Blumhouse Pre-Teens, Teens und schreckhafte Erwachsene an der kalten Hand und bietet ein paar familienfreundliche Jump Scares für Neueinsteiger.
INFO: Five Nights at Freddy’s. USA 2023. 110 Min. Von Emma Tammi. Mit Josh Hutcherson, Matthew Lillard.
Teen-Slasher
Horror für mäßig Fortgeschrittene ab 16 kommt mit „Halloween Park“ aus Schweden. Dort erhalten fünf Jugendliche eine Einladung: Sie dürfen exklusiv kurz vor Halloween den Göteborger Freizeitpark Liseberg besuchen und die Attraktionen ausprobieren. Die Parkmanagerin Fiona ist nicht erfreut, als die Gruppe bei ihr eintrifft: Es handelt sich um ehemalige Schulkameraden, mit denen sie sich nach einem tragischen Ereignis zerstritten hat.
Vergnügungsparks bei Nacht wirken schnell unheimlich und eigenen sich bestens für groben Spaß, der plötzlich in Horror umschlägt. Bei der Fahrt mit der Hochschaubahn wird von Anfang an gekreischt: Zuerst vor Aufregung, dann in Panik, als einer der Burschen plötzlich ohne Kopf im Sessel sitzt. Ein Unbekannter mit Horror-Puppenmaske hat ihn mit einem Schwert enthauptet. Ähnlich wie in „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ ist die Gruppe durch ein gemeinsames „Verbrechen“ verbunden, das blutig gesühnt wird.
Nicht übermäßig einfallsreich, aber routiniert inszeniert, metzelt sich der Rächer durch diesen Teen-Slasher, dessen Schauwerte im blutrünstigen Detail liegen. Wie immer in so einem Genre-Fall, bleibt am Ende ein „final girl“ übrig. Oder auch zwei.
INFO: Halloween Park. SWE 2023. Von Simon Sandquist. Mit Emil Algpeus, Michael Brolin, Sandra Carsan.
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