"Die drei Musketiere: D'Artagnan": Zwischen Palast-Intrige und Perücke

Vicky Krieps als (fast) untreue französische Königin neben Louis Garrel als Ludwig XIII.: „Die drei Musketiere – D’Artagnan“  
Unterhaltsames Mantel-und-Degen-Drama zwischen düsteren Kampfduellen und heiterem Unterton in (französischer) Starbesetzung.

Eigentlich sind die berühmten drei Musketiere zu viert. Neben Athos, Porthos und Aramis steht in Wahrheit D’Artagnan im Mittelpunkt – hat es aber nicht in Alexandre Dumas’ Buchtitel geschafft. Seit die Abenteuer der legendären Garde des französischen Königs erstmals 1844 erschienen, wurden sie weltweit unzählige Male vertont, verfilmt und in Fernsehserien zerlegt.

Nun haben wieder die Franzosen zugeschlagen und ihr nationales Kulturgut als aufwendigen Zweiteiler fürs Kino adaptiert. Der erste Teil (Fortsetzung folgt im Dezember) trägt D’Artagnan in der Überschrift: Als wilder Bursche aus der Gascogne macht er sich Richtung Paris auf, um dort Mitglied der Musketiere zu werden.

Kaum hat D’Artagnan das Licht der Leinwand erblickt, wird er auch schon wieder erschossen – und begraben. Ein verblüffender Anfang.

Als sich die schöne Leiche aber unvermutet aus dem Erdreich erhebt und hustend den Staub von den Gliedern schüttelt, lässt sich eine gewisse Komik nicht vermeiden. Tatsächlich changiert das weitgehend unterhaltsame Mantel-und-Degen-Drama von Martin Bourboulon zwischen düsterem Schwertkampf und heiterem Unterton. Zudem glänzt es dunkel in (französischer) Starbesetzung.

Auf seinem Weg zu den Musketieren rempelt der wiederauferstandene D’Artagnan rüpelhaft drei Männer an, die ihn umgehend zum Duell fordern. Seine Gegner erweisen sich als die Musketiere Athos, Porthos und Aramis – und als plötzlich eine feindliche Truppe auftaucht, verwandeln sich die vier Duellanten in frisch Verbündete.

Hinterhältig

"Die drei Musketiere: D'Artagnan": Zwischen Palast-Intrige und Perücke

Louis Garrel (li.)als König und François Civil als Musketier D'Artagnan: "Die drei Musketiere - D'Artagnan"

Die flott inszenierten, hautnah gefilmten Kampfsequenzen im dreckigen Erdfarben-Look sorgen für zügiges Erzähltempo, angetrieben von findigen Palastintrigen, falschen Briefen und Polit-Verschwörungen zwischen Katholiken und Protestanten.

Eva Green als Parade-Femme-Fatale Milady de Winter wechselt mit ihren Identitäten die Perücken und sorgt für viel Hinterhalt. Vicky Krieps („Corsage“) als Königsgattin verzehrt sich nach einem britischen Herzog von Buckingham, während ihr königlicher Ehemann Louis Garrel unter seinen Ludwig-Locken schwitzt.

"Die drei Musketiere: D'Artagnan": Zwischen Palast-Intrige und Perücke

Eva Green als hinterhältige Femme Fatale Milady de Winter

Die beste Frisur aber hat eindeutig Vincent Cassel als Athos, dessen graue Matte vom Henker höchst persönlich gestutzt wird – damit er ihn besser köpfen kann.

Die drei anderen Musketiere versuchen derweilen, Athos’ Unschuld – er wird des Frauenmordes angeklagt – zu beweisen und schrecken auch vor Folter nicht zurück. So richtig ernsthaft wird es aber doch nicht: Aramis pflückt ein Kruzifix von der Wand und spitzt es wie einen Bleistift, um damit sein Folteropfer zu piksen.

Der erste Teil endet damit, dass die Musketiere sich zu jenen Titelhelden formieren, die sie so legendär gemacht haben. Oder, wie der König in seiner Dankesrede treffend bemerkt: „Das sind die berühmten drei Musketiere, die nun zu viert sind.“

INFO: F 2023. 121 Min. Von Martin Bourboulon. François Civil, Vincent Cassel, Eva Green.

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