Filmkritik zu "Das Erwachen der Jägerin": Der Ruf der Wildnis

Eine Frau mit Gewehr steht im Wald.
Daisey Ridley als traumatisierte Frau, die sich in der Wildnis dem Duell mit ihrem Vater stellt

Vater und Tochter gehen gemeinsam auf die Jagd. Die zehnjährige Helena nimmt ein Reh ins Visier, zielt aber daneben. Der Vater zuckt die Achseln: „Heute Abend bleiben unsere Teller leer.“

Wo befinden wir uns? Jenseits der Zivilisation, irgendwo in der US-Wildnis? In welchem Jahrhundert? Und warum schaut Helenas Mutter immer so düster?

Das historische Trapper-Idyll erweist sich als modernes Ehegefängnis. Der Vater hat die Mutter entführt und die ahnungslose Helena, die ihn über alles liebt, in der Wildnis aufgezogen. Nur durch einen Zufall können sich Mutter und Tochter befreien und in der Gegenwart ankommen. Der Vater wandert ins Gefängnis.

Jahre später führt Helena ein bürgerliches Leben mit Mann und Kind. Tief in ihrem Herzen aber hört sie immer noch den Ruf der Wildnis – und des Vaters.

Die konfliktbeladene Beziehung einer traumatisierten Tochter zu ihrem Vater könnte einen aufregenden Psychothriller ergeben. Umso mehr, als der Senior aus dem Gefängnis ausbricht und Tochter und Enkelin in die kanadischen Wälder entführen möchte.

Ein Mann zielt mit einem Gewehr, während ein Kind im Hintergrund steht.

Ben Mendelsohn als Mann der Wildnis: "Das Erwachen der Jägerin"

An dieser Stelle müsste ein komplexes Vater-Tochter-Drama in einen Rachefeldzug umschlagen und sein Publikum mit einem spannenden Duell zwischen den beiden Familienmitgliedern in den Bann schlagen. Doch trotz des redlichen Schauspiels von „Star Wars“-Veteranen Daisey Ridley und Ben Mendelsohn will sich weder ein psychologischer Abgrund auftun, noch packende Action einstellen. Stattdessen schlendert Regisseur Neil Burger unentschlossen am bewaldeten Ufer seiner schleppenden Erzählung entlang und bleibt dort seicht, wo es tief sein sollte. 

INFO: USA 2023. 109 Min. Von Neil Burger. Mit Daisey Ridley, Ben Mendelsohn.

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