Filmkritik zu "Vier Mütter für Edward": Ein Muttersöhnchen kommt selten allein
Strapazierte Mutter.Sohn-Beziehung: James McArdle und Fionnula Flanagan in "Vier Mütter für Edward"
Edward ist ein Helfertyp. Fünf Jahre lang pflegte er seine Eltern – erst den mittlerweile verstorbenen Vater, nun seine störrische Mutter Alma. Seit einem Schlaganfall kann Alma nicht mehr sprechen, was sie aber nicht daran hindert, ihren Sohn per Hausglocke oder Sprachtablet herumzukommandieren.
Edward ist aber auch erfolgreicher irischer Schriftsteller. Er hat einen viel beachteten Roman über zwei schwule Jugendliche geschrieben und soll nun eine Buchtour durch Amerika antreten. Aber wohin mit Alma? Um sein Leid noch zu steigern, setzen seine drei schwulen Freunde ihre pflegebedürftigen Mütter bei ihm ab und fliegen nach Gran Canaria zur Pride, um Party zu machen. Edward hingegen bleibt zu Hause im grauen Dublin, schmachtet seinen Ex-Boyfriend an und schlägt sich mit den vier Golden Girls herum.
In einem Radio-Interview, das er nebenbei in seinem Auto führen musste (das Haus ist mit den alten Damen voll belegt) beteuert Edward, dass sein Roman nicht nur von schwuler Liebe, sondern auch von den sozialen Strukturen eines postkolonialen Irlands erzählt, das von Katholizismus geprägt ist. Natürlich interessiert sich kein Mensch für diesen Subtext, aber Regisseur Darren Thornton will diese Themen zumindest erwähnt wissen. In "Vier Mütter für Edward" – das lose Remake einer italienischen Tragikomödie – lässt er Edward in einer berührenden Szene mit seinem autoritären, homophoben Vater abrechnen. Die meiste Zeit aber versucht er, seinen Humor aus der Diskrepanz zwischen dem sanftmütigen Edward und den vier barschen Ladys zu schöpfen. Das gelingt leider nur in manchen Momenten, denn für eine tiefer sitzende Komik bleiben die vier Frauen zu oberflächlich und stereotyp erzählt, um bei ihren verbalen Abreibungen wirklich Funken zu schlagen.
INFO: IRL 2024. 89 Min. Von Darren Thornton. Mit James McArdle, Fionnula Flanagan.
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