Filmkritik zu "The Running Man": Hetzjagd mit gestrecktem Mittelfinger
Wenn er 30 Tage überlebt, bekommt er viel Geld: Glen Powell ist „The Running Man“.
Arnold Schwarzenegger war „The Running Man“ – in einem Action-Klassiker, der lose auf Stephen Kings Roman „Menschenjagd“ beruhte und im Herzen der 1980er-Jahre schlug. Nachdem Schwarzenegger-Remakes derzeit hoch im Kurs stehen, folgt nach „Predator: Badlands“ nun auch „The Running Man“ in einer Neuversion von Edgar Wright.
Der Brit-Regisseur hat ein Händchen für Genre-Kino, das er gerne mit schnellen Schnitten wie in „Baby Driver“ vorantreibt oder mit Pop-Humor aufmöbelt – wie in seiner Actionkomödie „Hot Fuzz“ oder der Horrorparodie „Shaun of the Dead“. Mit „Running Man“ ist Wright im Mainstream der Blockbuster-Unterhaltung angekommen, wenn auch mit erhobenem Mittelfinger.
Inhaltlich eine lose Mischung aus „Die Tribute von Panem“ und „The Squid Game“, hält eine Realityshow namens „The Running Man“ die Bürger eines autoritären Staates bei Laune. Die Teilnehmer werden live im Fernsehen durchs Land gehetzt und müssen 30 Tage überleben. Dem Sieger winkt eine hohe Geldsumme.
Ben Richards, 35, verheiratet und Vater eines schwer erkrankten Kindes, braucht dringend Geld. Er lebt in den lichtlosen Slums einer dystopischen Klassengesellschaft und gilt jobmäßig als schwer vermittelbar. Gegenüber staatlichen Schikanen beweist er größte Widerstandsfähigkeit und profiliert sich als neuer Favorit für die Show „The Running Man“. Und weil Edgar Wright in den Tiefen seines Herzens eine Neigung zum Punkrock hat, überzuckert er seine Kampfhandlungen mit anarchischem Humor und einer Brise Sozialkritik.
Gemeinsam mit seinem Helden schüttelt er die Faust gegen mächtige Konzernchefs und autoritäre Willkür.
Kein Tom Cruise
Glen Powell, der den gejagten Helden spielt, ist bekannt als Romantiker in „Wo die Lüge hinfällt“ und „A Killer Romance“, zeigte sich aber auch katastrophenresistent in „Twisters“. Immer wieder wird der Strahlemann als Millennial-Nachfolger von Großkalibern wie Tom Cruise gehandelt. Genügend Muskeln hätte er. Für einen überzeugenden Hollywood-Leading-Man fehlt ihm allerdings die Starpower.
Glen Powell in "The Running Man".
Die Rolle des aufgestachelten Familienvaters Ben Richards übernimmt Powell mit nonchalantem Augenzwinkern und zögert auch keine Sekunde, seinen durchtrainierten Body ausgiebig zur Schau zu stellen. Das feuchte Duschhandtuch um seine Hüfte hält bombenfest, selbst dann noch, als er vor einem explodierenden Haus an einem Seil baumelt. Er stürzt sich von Brücken, taucht durch Explosionen, lieferte sich wilde Verfolgungsjagden – alles nur „für meine Familie“.
Zwar bewährt sich Powell in allen Disziplinen, die ein Actionfilm im guten alten Männerkino zu bieten hat, doch so richtig mitreißend wird es nur selten. Dazu fühlt sich die Flucht von Ben Richards durch ein wenig überraschendes Sci-Fi-Szenario als zunehmend ermüdender Staffellauf an. Immerhin hat Arnold Schwarzenegger einen Cameo-Auftritt: Als Kopf auf einem 100-Dollar-Schein.
INFO: GB/USA 2025. 133 Min. Von Edgar Wright. Mit Glen Powell, Josh Brolin.
Kommentare