Filmkritik zu "Perla": Zwischen zwei Welten
Reise hinter den Eisernen Vorhang: Rebeka Poláková und Simon Schwarz in „Perla“
„Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen“, heißt es einmal bei William Faulkner und trifft mit voller Wucht auch auf das Schicksal von Alexandra Makarovás Titelheldin „Perla“ zu. Das Vergangene liegt für Perla in der kommunistischen Tschechoslowakei, aus der sie sich mit ihrer Tochter Julia nach Wien geflüchtet hat. Dort lebt sie nun – 1981 – in glücklicher Ehe mit Josef (Simon Schwarz im Feinripp) und arbeitet an ihrer Karriere als zunehmend erfolgreicher Malerin. Bis eines Tages das Telefon läutet.
Das Vergangene, das nicht tot ist, heißt Andrej und ist der Vater ihrer Tochter Julia. Andrej wurde bei dem Fluchtversuch verhaftet und zu vielen Jahren Gefängnis verurteilt. Wieder in Freiheit, meldet er sich bei Perla mit dem Wunsch, seine Tochter kennenzulernen. Als Perla, die ihr neues Leben in Österreich mit allen Mitteln schützen will, ablehnt, gesteht er ihr, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist.
Rebeka Poláková als "Perla"
Regisseurin Alexandra Makarová hat ebenfalls Wurzeln, die in die ehemalige ČSSR zurückreichen; ihre Familiengeschichte ist geprägt von Flucht und transgenerationalen Traumata. Die Figur der Perla war ursprünglich stark an die eigene Mutter angelehnt, nahm dann aber im Zuge des Drehbuchschreibens eine eigene Entwicklung; die kräftigen Malereien, die Perla im Film produziert, stammen aber alle von ihr.
Ein Hauch von Noir
Die slowakische Schauspielerin Rebeka Poláková spielt Perla mit hartem Akzent und manchmal etwas ruppigem Umgangston. In ihrem neuen Leben in Wien wirkt sie glücklich angekommen – wären da nicht die angeschnittenen Bildeinstellungen, in denen Perla in Türrahmen oder in Spiegelbildern zu sehen ist, als würde sie zwischen zwei Welten stehen. Ihr Entschluss, mit Ehemann und Tochter zurück in die Tschechoslowakei zu reisen, um sich dort ihrer Vergangenheit zu stellen, erweist sich als schicksalhaft.
Simon Schwarz als Wiener Ehemann Josef: "Perla"
Makarová verzichtet bei ihrer Reise hinter den Eisernen Vorhang auf Plattenbau-Tristesse; vielmehr stattet sie ihr tschechoslowakisches Hotel mit modernistischer Eleganz aus und sorgt auch in ihren sorgfältig ausgestatteten Wien-Bildern für einen Hauch von Noir.
Als Perla endlich im elterlichen Dorf ankommt, hat sie ihr Bedürfnis nach der Ex-Heimat schnell gestillt. Wiesen und Bäche verwandeln sich plötzlich in eine Landschaft des Horrors, aus der sie schreiend flüchten möchte. Doch ihre Vergangenheit ist noch lange nicht tot.
INFO: Ö/SVK 2025. 108 min. Von Alexandra Makarová. Mit Rebeka Poláková, Simon Schwarz, Noel Czuczo.
Kommentare