Filmkritik zu "Maria Montessori": Zwischen Beruf und Mutterschaft
Yasmine Trinca als "Maria Montessori"
Im Paris um 1900 werden Frauen wie Luxusgegenstände behandelt, in Italien wie Haushaltsgegenstände. In beiden Fällen befinden sich die Frauen im Besitz ihres Mannes. Grund genug für die junge Ärztin und Anthropologin Maria Montessori, Jahrgang 1870, niemals zu heiraten. Zwar hat sie einen unehelichen Sohn, doch weigert sie sich, ihre Unabhängigkeit aufzugeben.
Der Preis ist hoch: Sie muss ihre Mutterschaft geheimhalten, denn ein uneheliches Kind hätte das Ende ihrer Karriere bedeutet.
Die (männliche) Fachwelt verblüfft Montessori mit ihren unüblichen Methoden, mit denen sie die Pädagogik bis heute nachhaltig revolutionierte: Anstelle von Gewalt und Disziplin setzt sie auf Zuneigung und Einfühlung. Ihre ersten Erfolge verzeichnete sie als Leiterin eines Heimes für Kinder mit Behinderung. Unter ihrer Fürsorge machen die als „Idioten“ abgestempelten Kinder ungeahnte Fortschritte – darunter auch die Tochter einer Pariser Kurtisane namens Lili.
Mit der exzellenten Jasmine Trinca in der Hauptrolle, verwebt Regisseurin Léa Todorov das wenig bekannte Privatleben von Maria Montessori mit der (fiktiven) Geschichte von Lili zu einem feinfühligen Drama weiblicher Selbstermächtigung.
INFO: F/I 2023. 100 Min. Von Léa Todorov. Mit Jasmine Trinca, Leïla Bekhti.
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