Filmkritik zu "In die Sonne schauen": Mutters Magen macht, was er will
Faszinierendes Generationenporträt: „In die Sonne schauen“.
Eine bäuerliche Großfamilie sitzt um den Tisch. Schweigend löffelt sie ihre Suppe, als plötzlich die Frau des Hauses (toll: Susanne Wuest) zu würgen beginnt, als würde sie sich gleich über dem Tisch übergeben. „Mutters Magen macht, was er will“, kommentiert eine Kinderstimme lakonisch aus dem Off. „Aber alle tun, als würden sie es nicht hören.“
Mascha Schilinskis deutscher Beitrag für die Oscarverleihung erzählt über vier Frauengenerationen hinweg – vom Ersten Weltkrieg bis in die 1970er-Jahre – eine von Gewalt durchtränkte Familiengeschichte in der norddeutschen Provinz. Auf einem Vierkanthof, der die Züge eines Geisterhauses annimmt, fließen auf unterschiedlichen Zeitebenen die Schicksale von vier jungen Mädchen und Frauen zusammen. Unter den häuslichen Ritualen lauern subkutan die Traumata erlittener Gewalt – sei es körperlicher oder seelischer Natur –, von Mascha Schilinski in schwebende Bilder gegossen.
INFO: D 2025. 149 Min. Von Mascha Schilinski. Mit Hanna Heckt, Luise Heyer.
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