Joaquin Phoenix sieht rot: Filmkritik zu "Eddington" von Ari Aster
Joaquin Phoenix als Sheriff und unbelehrbarer Covid-Leugner, der mit dem Bürgermeister einen Kampf beginnt: „Eddington“.
Schon immer wollte Regisseur Ari Aster einen Western drehen. Aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten musste er diesen Wunsch allerdings aufschieben und schrieb stattdessen mit Trauma-Schockern wie „Hereditary“ und „Midsommar“ Horrorgeschichte. Danach folgte mit „Beau Is Afraid“ ein Psychotrip mit Joaquin Phoenix.
Mit „Eddington“ konnte sich Aster nun endlich seinen Western vergönnen. Erneut zapft er die unerschöpfliche Schauspielkraft von Phoenix an und lässt ihn als Sheriff einer staubigen Kleinstadt namens Eddington in New Mexiko am Stand durchdrehen. Es beginnt im Covid-Jahr 2020 mit einem Streit um das Tragen von Masken: Nur wer den Gesichtsschutz aufhat, darf in den Supermarkt hinein – der Rest muss draußen bleiben. So hat es der Bürgermeister (Pedro Pascal) angeordnet.
Der Sheriff – ein unbelehrbarer Covid-Leugner – bricht daraufhin einen fiebrigen Kleinkrieg mit ihm vom Zaun. Was als Ego-Duell zweier Männer beginnt, steigert sich zur delirierenden Zustandsbeschreibung einer Kleinstadt auf Kollisionskurs, die als Brennglas für den Zustand der zutiefst gespaltenen USA dienen soll.
Durch den Fleischwolf
Aster ist für sein überhitztes Affektkino der Ausnahmezustände berühmt. In „Eddington“ jedoch kocht er seine Zutaten von Verschwörungstheorie, Fake News, Covid-Lockdown, religiösem Wahn und Woke-Aktivismus zu einer albtraumhaft vor sich hin halluzinierenden Gesellschaftsfarce auf, ohne selbst jemals Haltung zu beziehen. Sein Rundumschlag liefert keinerlei Erkenntnisse und – noch schlimmer – ist dabei nicht einmal sonderlich unterhaltsam.
Zwar dreht Aster alle durchwegs unsympathischen Beteiligten und ihre Polit-Ausrichtungen durch seinen satirischen Fleischwolf, doch erweisen sich ausgerechnet die weißen Studierenden, die sich für die Black-Live-Matters-Bewegung engagieren, als die größten Knallchargen; sie bekommen am meisten ihr Fett ab. Phoenix wiederum bleibt bis zum blutigen Finale das unbehagliche Zentrum des Films und spielt mit bewährter Kompetenz. Doch weder er noch eine völlig verschwendete Emma Stone als seine neurotische Ehefrau noch Austin Butler als Sekten-Guru können in Asters Feuerwerk der Ideologiekritik Fuß fassen, ehe alles in blankem Zynismus verpufft.
INFO: USA/GB/FIN 2025. 148 Min. Von Ari Aster. Mit Joaquin Phoenix, Pedro Pascal.
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