Filmkritik zu "Die My Love": Jennifer Lawrence spielt sich die Seele aus dem Leib

Jennifer Lawrence mit geschlossenen Augen.
Regisseurin Lynne Ramsay jagt die Hauptdarstellerin in ihrer Rolle als depressive Mutter durch eine Tour de Force.

Die schottische Regisseurin Lynne Ramsay ist berühmt für ihr krasses Kino und dreht auch in ihrem fünften, ohrenbetäubenden Film die Musik laut auf. Harmonisch und verliebt fängt es an, wenn ein völlig ineinander versunkenes New Yorker Pärchen namens Grace und Jackson in ein einsames Haus am Land zieht, um dort eine Familie zu gründen. Allerdings stellt sich das erwartete Glück nicht ein, im Gegenteil: Es wird zunehmend unbehaglich. Grace kann und will nicht in ihre Rolle als Mutter hineinfinden. Langeweile und sexuelle Frustration greifen Platz, während Jackson immer wieder verschwindet, um Geld zu verdienen.

Die Verhaltensauffälligkeiten von Grace könnte man als Ausdruck einer postnatalen Depression lesen, doch Lynne Ramsay ist nicht an psychologischer Deutung interessiert. Stattdessen treibt sie ihre großartige Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence in einen radikalen Ausnahmezustand hinein. Lawrence spielt sich die Seele aus dem Leib in einer Tour de Force, die in einer Raserei des Stillstands mündet – bis Joy Division mit dem Song „Love Will Tear Us Apart“ allem ein dröhnendes Ende setzen. 

UDA: GB/KAN/USA 2025. 119 Min. Von Lynne Ramsay. Mit Jennifer Lawrence, Robert Pattinson.

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