Filmkritik zu "Der Meister und Margarita": Vom Teufel geholt

Magisch: August Diehl als Teufel, der in Moskau Unruhe stiftet, in „Der Meister und Margarita“.
Der Teufel, an den niemand glaubt, besucht Moskau persönlich. Er nennt sich Woland und stiftet größte Verwirrung in der Stadt. Vor allem hat er es auf fiese Bürokraten und feige Intellektuelle abgesehen. Woland wird zur Rachefantasie des Meisters, eines in Ungnade gefallenen Schriftstellers.
Der Meister hat sich im stalinistischen Moskau der 1930er-Jahre mit einem Werk über Pontius Pilatus versündigt und sitzt nun in der Psychiatrie. Dort arbeitet er heimlich an einem Roman, zu dem ihn Margarita, seine Geliebte, inspirierte und der ihn Wirklichkeit und Fiktion durcheinandergeraten lässt.
Tatsächlich verwandelt Regisseur Michael Lockshin in seinem imposanten Blockbuster magischen Realismus in ein pompöses Fantasy-Spektakel, in dem sich verschiedene Erzählebenen wie die Geschichte des Pilatus (gespielt von Claes Bang in Toga) mit dem surrealen Alltag Moskaus verbinden.
Ukrainekrieg
Der russische Autor Michail Bulgakow begann seine Satire auf die Willkür des Sowjetstaates 1928, sein Roman erschien aber erst posthum 1966 und erhielt Kultstatus.
Lockshin, geboren 1981 in den USA, hat russisch-amerikanische Vorfahren und kehrte nach Drehschluss in die USA zurück, wo er heftige Kritik am Ukrainekrieg übte. Dementsprechend verzögert kam der Film erst 2024 in die Kinos, zählt aber heute zu den umsatzstärksten Filmen, die je in Russland gezeigt wurden. Offensichtlich gefiel dem Publikum Lockshins Monumentalsatire auf gesellschaftliche Feigheit.

Schwer verliebt: Jewgeni Zyganow und Julia Snigir in "Der Meister und Margarita"
Überzeugend melancholisch spielt Jewgeni Zyganow den Meister, Julia Snigir mit resistentem Liebreiz die Margarita. Den größten Schauwert aber liefert August Diehl als teuflischer Woland, der seinen freundlichen Blick innerhalb von Sekunden zu einem tödlichen Strahl erkalten lassen kann. Er ist der wahre Meister.
INFO: HRV/RUS 2024. 156 Min. Von Michael Lockshin. Mit August Diehl, Jewgeni Zyganow.
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