Filmkritik zu "Bird": Mann und Mädchen mit magischer Komponente

Wütend auf ihren Vater, der seine Hochzeit plant: Nykiya Adams als Bailey in Andrea Arnolds „Bird“
Teenager werden Mütter – und Väter. In Andrea Arnolds neuem Film „Bird“ gehören minderjährige Eltern zum rauen Sozialalltag. Die britische Regisseurin wuchs selbst als Tochter von Teenagern auf: Als älteste von vier Kindern, deren Mutter und Vater erst 16 und 17 Jahre alt waren, wurde Andrea Arnold 1961 in Dartford, Kent, im Südosten Englands, geboren. Bereits in ihrem Kurzfilm „Wespen“ (2005) erzählte sie von dem Schicksal einer dort lebenden alleinerziehenden Mutter von vier Kindern und erhielt dafür einen Oscar.
Für ihre stark autobiografisch gefärbte Coming-of-Age-Erzählung „Bird“ kehrte die Regisseurin in die heruntergekommen Nachbarschaften von Dartford und Umgebung zurück. Dort sorgt wie immer Arnolds irischer Stammkameramann Robbie Ryan mit seiner berühmten Handkamera für körpernahe, impressionistisch-subjektive Bilder, in deren Zentrum eine Zwölfjährige namens Bailey steht.
Bailey lebt mit ihrem Vater Bug (immer herausragend: Barry Keoghan) und ihrem Halbbruder Hunter in einem besetzten Haus und ist sich die meiste Zeit selbst überlassen. Als Bug sie mit der Mitteilung überrascht, dass er seine Freundin heiraten wird und Bailey bei der Hochzeit als Brautjungfer auftreten soll, verlässt sie wütend das Haus. Unterwegs trifft sie auf einen seltsamen, sanften Mann im Rock (Franz Rogowski), der sich Bird nennt und seine Eltern sucht. Bird ist nicht nur der Gegenpol zum gewalttätigen Boyfriend von Baileys Mutter, sondern bringt auch eine magische Komponente ins Spiel. Wie immer ist Andrea Arnold die genaue Beobachterin von „White Trash“, einer unterprivilegierten Klasse, von deren Freuden und Zwangslagen, aber auch Grausamkeiten sie mit radikalem Punk-Gestus erzählt, ohne sie zu verraten.
INFO: GB/USA/F/D 2024. 119 Min. Von Andrea Arnold. Mit Nykiya Adams, Franz Rogowski.
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