Ein Stuhl war leer. Während der Pressekonferenz zu seinem Wettbewerbsbeitrag „No Bears“ bleib der Sessel mit dem Namensschild „Jafar Panahi“ unbesetzt. Panahi, einer der wichtigsten Filmemacher des unabhängigen, iranischen Kinos, sitzt seit Juli im Gefängnis in Teheran, um eine sechsjährige Haftstrafe abzusitzen; seine Filmcrew musste alleine an den Lido von Venedig reisen.
Der mehrfach ausgezeichnete, 62-jährige Jafar Panahi („Taxi Teheran“) hat es in der Vergangenheit immer wieder geschafft, trotz Arbeitsverbot und Ausreisesperre Filme zu drehen. Wie er auch diesmal sein Projekt zustande bringen konnte, beantworteten die anwesenden Beteiligten der iranischen Filmcrew vage.
Einen Eindruck davon, unter welchen schwierigen Umständen man „heimlich“ einen Film drehen kann, vermittelt Panahis neues, eindringliches Drama „No Bears“. Darin spielt der Regisseur, wie so oft, eine Version seiner selbst – diesmal in einem Dorf nahe der türkischen Grenze. Dorthin hat sich Panahi zurückgezogen. Die Dreharbeiten zu seinem neuen Film finden in der Türkei, nahe der iranischen Grenze, statt. Nachdem er aber das Land nicht verlassen darf, muss er über einen Bildschirm Regie führen und seinem Regieassistenten Anleitungen per Internet übermitteln. Leider ist Verbindung schlecht.
Beweisfoto
Panahi wandert durch das Dorf, macht Fotos, plaudert mit seinem Vermieter. Allerdings bringt sein Aufenthalt Unruhe in die Dorfgemeinschaft: Ein Mann ist davon überzeugt, dass Panahi seine Verlobte in Begleitung eines Nebenbuhlers fotografiert hat, und will das Bild als Beweisstück an sich reißen.
Auch die Dreharbeiten in der Türkei laufen aus dem Ruder und setzen die Schauspieler unter Druck. Es ist die Anwesenheit der Kamera, die die tragischen Ereignisse auslöst – fast so, als hätte der Regisseur seine nahende Verhaftung schon geahnt. Dem Filmfestival von Venedig aber lieferte „No Bears“ ein starkes Finale.
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