Fil Bo Riva kommt mit "Modern Melancholia" nach Österreich

Filippo Bonamici hat eine schwierige Zeit hinter sich  – nachzuhören in seiner Musik
Der Singer-Songwriter gastiert mit seinem neuen Album zuerst in Wien (25.11.) und dann noch am 5. Dezember in Graz. Musik zum Reinkuscheln.

Zu hohe Ansprüche, zu viel Druck, zu viele schlaflose Nächte. Tagsüber drückt der Nebel noch zusätzlich aufs Gemüt und kaum dreht man das Radio, Fernsehen und Internet auf, hat man es mit Eskalationsstufen, kriegsgeilen Diktatoren, demokratisch gewählten Psychopathen und einer wirtschaftlichen Depression zu tun. Das hält niemand auf Dauer aus. Bei dem Singer-Songwriter Filippo Bonamici alias Fil Bo Riva haben im Frühling 2023 die ersten Panikattacken angeklopft, sind die depressiven Züge eingefahren. Bald war ihm klar, dass er in diesem Zustand keine Termine wahrnehmen, keine Konzerte spielen kann. Er legte also erst einmal seine Gitarre zur Seite, seine Karriere auf Eis und „ein kleine Pause“ ein, wie er dem KURIER sagt. Eine Auszeit, um sich wieder zu finden, mit Energie aufzuladen und auf neue Ideen, Gedanken zu kommen. Nach dieser Kur für Geist und Psyche er seinen zweiten Longplayer „Modern Melancholia“ fertig. Dieses im Herbst veröffentlichte Werk wird er heute, Montag, mit Band in Wien (Simm City) vorstellen. 

Teufelskreis

In seinen 14 neuen Songs spielt natürlich auch das Thema Burn-out eine Rolle. Darüber zu reden bzw. singen, hilft: „Ich fühle mich jetzt besser als davor, was schön ist“, sagt der in Rom geborene und in Berlin lebende Musiker. Auf „Modern Melancholia“ geht es aber auch um Herzschmerz, um Verlustängste und die persönliche Zukunft. In einigen Liedern besingt der 30-Jährige auch das Thema des Älterwerdens: Wie geht mein Leben weiter? Düster klingt die Platte aber nicht. Der Text steht oft in Kontrast zu den Texten. Es gibt also auch flottere Lieder – wie etwa den Titelsong, der ist eine tanzbare Indie-Pop-Nummer. „Ich wollte Richtung gehen, die mich selbst antreibt “, sagt Bonamici, der das Album fast im Alleingang produziert hat.

Trotz des neuen Schwungs, der wiedergefundenen Lebensfreude, ist er einer jener Künstler, die ihr Glück, ihre Kreativität im Drama, im Leid suchen – und leider auch finden. Dass so etwas auf Dauer nicht gut gehen kann, ist klar. Aber wie lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen? „Das habe ich mich auch gefragt. Denn ich schreibe immer nur dann neue Songs, wenn es mir nicht gut geht.“ Vielleicht hilft ja ein Umzug – zurück nach Italien. Denn die Winter in Berlin können lang und grau sein ...

Live: Am 25. November in der Simm City, Wien; 5.12. – PPC/Graz

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