Figurentheater über einen Schelm, der alle beim Wort nahm

Zwei hölzerne Marionettenfiguren vor einem schwarzen Hintergrund.
Unaufgeregte Umsetzung zum Schmunzeln und Nachdenken: Till-Eulenspiegel-Episoden von Clemens J. Setz im Kabinetttheater

Till Eulenspiegel dürfte tatsächlich gelebt haben – im 14. Jahrhundert. Er stellte sich töricht, war aber weise wie eine Eule und hielt den Menschen den Spiegel vor. Er narrte die Menschen, ungeachtet des Standes, sein Beuteschema waren alle jene, die sich anderen gegenüber arrogant benehmen oder diese übervorteilen wollen.

Die Streiche des Müßiggängers wurden 1510 veröffentlicht – und von da an immer wieder neu erzählt. Clemens J. Setz, eben mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet, veröffentlichte 2015 bei Insel ein liebevoll illustriertes Bändchen mit 30 Streichen von Eulenspiegel: Allein schon im Akt des penetranten Wörtlich-Nehmens stecke, meint der Autor, „etwas Kühnes und Subversives“. 

Das Kabinetttheater der Julia Reichert in der Porzellangasse setzte nun acht Episoden (von der Wiege bis zur Bahre) auf den drei Mini-Bühnen um: Helmut Pokornig schuf die expressionistisch anmutenden Klappfiguren, Paul Skrepek untermalt mit Klavier, Gitarre und mechanischem Schlagwerk die mitunter dadaistischen Dialoge. 

Die Spieler (Katarina Csanyiova, Tanja Ghetta, Walter Kukla) interagieren wieder mit ihren Stabpuppen – und Andreas Pronegg führt augenzwinkernd durch die 70-minütige Aufführung. Höhepunkt ist die technisch herausfordernde Spitalsszene: Schwupps – und schon haben alle Patienten die Flucht ergriffen. Unaufgeregtes Theater zum Schmunzeln und Nachdenken.

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