Das Credo lautet: Die Festspiele sind uns wichtig. Und wir arbeiten weiter daran, den Semmering „wach zu küssen“. Daher wird Happel das Südbahnhotel bespielen – heuer (ab 4. Juli mit dem „Sommernachtstraum“) und auch 2026. Zudem gibt es eine Option für ein weiteres Jahr. Investor Christian Zeller (bzw. dessen Familienstiftung) stellt die bespielbaren Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung.
Happel nahm die „Klassentreffen“-Metapher aber nicht auf, sie sprach von der „Familie Reichenau“. Weniger, weil Ehemann und Tochter mitwirken. Sondern weil die guten Bekannten und uralten Freunde längst zur Familie gehören.
Wie schon im Vorjahr probiert die Burgschauspielerin ein Husarenstück: mit fünf Premieren an fünf Tagen hintereinander. Auf die Dramatisierung von Joseph Roths „Hiob“ am 2. Juli (mit Wolfgang Hübsch, Joseph Lorenz, Julia Stemberger u. a.) folgt „Arsen und Spitzenhäubchen“ (mit Therese Affolter, Elisabeth Augustin, Elias Eilinghoff und Stefan Jürgens).
Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ lässt es ab 5. Juli ordentlich krachen (Regie: Philipp Hauß), die Streithanseln (und -liesln) werden von Atil Kutoğlu eingekleidet. Den Reigen beschließt am Sonntag um 15.30 Uhr Nicolaus Haggs Doderer-Dramatisierung „Die Wasserfälle von Slunj“ (mit Sona und Sohn Skye MacDonald, Daniel Jesch, Günter Franzmeier). Eine Woche später, am 12. Juli, folgt noch „Die vier Jahreszeiten für Kinder“ (Buch und Regie: Johanna Arrouas). Bis 3. August gibt es insgesamt 125 Vorstellungen mit 39.000 aufgelegten Karten, das Gesamtbudget macht 4,7 Millionen Euro aus, der Eigenfinanzierungsgrad beträgt 58 Prozent.
Nach der Lebensfreude-Demo wanderte Ihr Tratschpartner in die Kunsthalle Wien. Dort herrschte vergleichsweise gähnende Leere: Man hätte mit einem Achtel der aufgestellten Klappsessel das Auslangen gefunden. Früher einmal war das Ausstellungshaus ein Flaggschiff der Wiener Kulturpolitik gewesen. Doch weder die Kulturstadträtin noch die Kulturamtsleiterin fanden sich ein, um der ersten Jahrespressekonferenz von Michelle Cotton beizuwohnen.
Selbst der kaufmännische Leiter glänzte mit Absenz. Fragen zur finanziellen Situation und zum Eigendeckungsgrad erübrigten sich daher. Die Direktorin wusste nicht einmal, wie viele Besuche im vergangenen Jahr registriert worden waren.
Michelle Cotton begrüßte kurz auf Deutsch, dann verlas sie ihr Jahresprogramm auf Englisch, nach zehn Minuten war sie fertig. Dann lud sie ein, sich die laufenden Ausstellungen anzuschauen. Im Erdgeschoß läuft vier Monate lang (bis 2. 2.) der Film „La Gola“ von Diego Marcon. Ein absurdes Bild: eine riesige Halle, ausgeschlagen in rotem Samt, mittendrin drei Minisitzreihen für 15 Personen. Und in der Kuppelhalle zeigt man fünf Monate lang (bis 26. 1.) die respektable Retrospektive Aleksandra Domanović.
Man geht es danach sehr gemütlich an – und lässt sich einen Monat Zeit bis zur nächsten Eröffnung. Der Digitalkunst der Anfangszeit aus feministischer Perspektive widmet sich die Schau „Radical Software: Women Art and Computing 1960 – 1991“ (u. a. mit Arbeiten von Hanne Darboven, VALIE EXPORT, Rosemarie Trockel, Dara Birnbaum und Isa Genzken) ab 28. Februar.
Sie läuft drei Monate. Dann braucht es einen Monat für den Umbau. Vier Monate lang stellt man Ibrahim Mahama vor (von 27. Juni bis 2. November). Dann braucht es wieder einen Monat für den Umbau. Dann präsentiert man viereinhalb Monate lang Richard Hawkins (von 27. November bis 5. April 2026).
In der unteren Halle gibt es Nicola L. (27. Juni bis 14. September) und die Chinesin Guan Xiao (10. Oktober bis 6. Jänner 2026). In der Dependance am Karlsplatz zeigt man die Gewinnerinnen des Kunsthalle Wien Preises (23. Jänner bis 20. April und 7. November bis 6. Jänner 2026). Dazwischen gibt es noch (von 6. bis 18. Mai) das Festival „Vienna Digital Cultures“ – gemeinsam organisiert mit dem Foto Arsenal.
Früher einmal gab es bedeutend mehr Programm. Als die Kunsthalle Wien noch ein kulturpolitisches Flaggschiff war.
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