Anlässlich des ersten Todestags von Busek haben Köhler/Mertens nun ein vielschichtiges und -stimmiges Buch über den ÖVP-Politiker, Europäer und (katholischen) Intellektuellen unter dem Titel „Einheit in Vielfalt“ vorgelegt. Unter den Autoren – neben den Herausgebern – sind naheliegenderweise viele aus der ÖVP bzw. deren (engerem oder weiterem) Umfeld, aber auch solche gänzlich anderer weltanschaulicher Provenienz – wie Hannes Androsch, Trautl Brandstaller oder Armin Thurnher.
Buseks intellektuelle Schärfe, seine visionäre Kraft und sein Querstehen zu ideologischen Fixierungen oder Engführungen stehen im Fokus der meisten Beiträge. So zeichnet Buseks ehemaliger kommunalpolitischer Weggefährte, der Verfassungsrechtler Manfried Welan, ein anschauliches Bild der „Bunte Vögel“-Zeit, Herwig Hösele (ehem. Bundesratspräsident) arbeitet die engen Verbindungen zur steirischen Volkspartei und Josef Krainer („Modell Steiermark“) heraus.
Der „gute“ ÖVPler
Wenig überraschend wird von der politischen Linken zuzuordnenden Autoren wie den Publizisten Thurnher oder Brandstaller Busek als der „gute“ ÖVPler dargestellt: „… so stand er doch für die besseren Möglichkeiten eines österreichischen Konservativismus“, schreibt etwa Thurnher. Darin wird freilich das Dilemma des Politikers – nicht des Intellektuellen und Europäers – Busek deutlich: respektiert weit über Parteigrenzen hinaus, auch und gerade von Leuten, die mit der ÖVP absolut gar nichts am Hut haben, aber ohne jene politische Entschlossenheit und Führungskraft, mit der etwa Wolfgang Schüssel seiner Partei wieder die Kanzlerschaft sicherte.
Beeindruckend bleibt die stets wache, lebendige Zeitgenossenschaft Buseks – von seinen Jugendtagen über die Zeit der tatkräftigen Unterstützung für die Dissidenten im Ostblock bis zuletzt. In seiner in dem Buch abgedruckten Predigt beim Begräbnis Buseks zitiert der Pastoraltheologe Paul Zulehner aus dem letzten Mail, welches er Anfang März 2022 von Busek erhalten hat: „Lieber Paul, hast Du einen Zugang nach Rom? Der Papst sollte versuchen, nach Moskau zu fahren, um Putin und den Patriarchen zu treffen! Bitte probiere es!“
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