"Eisenbahnheiraten" in Schwechat: Die Komödie zündet nicht

Schauspieler Christian Graf inszeniert im ersten Sommer seiner Intendanz der Nestroy-Spiele-Schwechat im Hof des barocken Schlosses Rothmühle die Komödie „Eisenbahnheiraten“, ein Spiel dichter Verirrungen und Verwechslungen, bei dem am Ende vier Hochzeiten und hier ein glänzender Verlierer zu verbuchen sind. Keine leichte Aufgabe, wie diese Produktion demonstriert. Auf der Bühne (Andrea Költringer) prangt ein mit Graffiti überzogener Zugwaggon, der sich je nach Bedarf in eine Bäckerei oder in einen Bahnhof verwandeln lässt.
Die Handlung ist von den 1840er-Jahren in die 1980er-Jahre verlegt. Das funktioniert nicht, denn die Personen reisen von Krems nach Wien, von Wiener Neustadt nach Brünn, als Bahnfahren noch etwas Besonderes war, die Fahrten viel länger dauerten und die Angst vor dem Zug mit der heutigen Flugangst zu vergleichen wäre. Graf ist das offensichtlich egal, lässt aber den Text besonders sorgfältig sprechen.
Trotzdem zündet die Komödie nicht. Und Regie-Einfälle wirken aufgesetzt. Warum tritt ein Berliner Bäckergeselle zu Wagner-Klängen auf? Warum muss selbiger eine Langhaarperücke tragen? Vieles wirkt übertrieben. Da hilft auch kein glänzender Darsteller wie Rafael Schuchter. Genuin zeigt er den Instrumentenbauer Peter Stimmstock als naiven Wirrkopf, der vergeblich nach einer Ehefrau sucht. Da passt jede Miene, jede Geste. Sehr solide agiert Markus Weitschacher als Zimmermaler, hier auch als Graffitikünstler. In seinen Couplets zählt er aktuelle Themen wie Klimawandel, Krieg und SPÖ-Wahl auf. Die Musik (Otmar Binder) – belanglose elektronische Rhythmen – macht es ihm nicht leicht. Mario Santi, Bella Rössler als strenger Vormund Zopak, Michelle Haydn und alle anderen im Ensemble agieren engagiert und wurden herzlich beklatscht. Noch bis 15. August.
Kritik: Susanne Zobl
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