Doch genau um Judenfeindlichkeit, mit Kalkül eingesetzt, sollte es gehen. Wie sich nun bei der Präsentation aller 13 Beiträge in der Planungswerkstatt (bis 23. 6.) zeigt: Viele sprechen den Antisemitismus direkt an.
Dass sich die Jury nicht für den Vorschlag von Yael Bartana aussprechen konnte, liegt auf der Hand. Denn die israelische Künstlerin setzt Lueger brutal mit Adolf Eichmann gleich, dessen Dienststelle in der NS-Zeit die Deportation der Juden organisiert hat. Bartana stellt mit „The Lueger Trial“ den Eichmann-Prozess 1961 nach: mit einer Gerichtssaal-Möblierung in der Parkfläche. Und Lueger verfolgt das Geschehen in einem Kubus aus Glas – wie einst Eichmann.
Mehrere Beiträge stellen dem – laut Wettbewerbsvorgaben – unverrückbaren Lueger eine positive Figur bzw. Gesinnung gegenüber. Ramesch Daha und Jun Yang würden vor dem Denkmal, im „Schande“-Zustand unter einer Zink-Hülle bewahrt, den schwebenden Schriftzug „Bertha von Suttner Platz“ anbringen: Die Nobelpreisträgerin (geb. 1843 in Prag, gestorben 1914 in Wien) lebte unweit des Platzes.
Durchaus ähnlich, wenn auch ein Verstoß gegen die Vorgaben, ist der Vorschlag von Tatiana Lecomte und Simma Zimmermann: Die beiden verbringen das Denkmal ins Wien Museum – und errichten stattdessen eine Säule für Bertha von Suttner, nach der auch der Platz benannt werden soll.
Clegg & Guttmann hingegen belassen den Lueger – und würden zusätzlich ein von den Dimensionen her gleiches Denkmal für die jüdische Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim, 1859 in Wien geboren, schaffen. Formal gleich, wenn auch ohne Statue auf dem Podest, ist der Vorschlag von Anna Jermolaewa, Manfred Grübl und Scott Evans: Lueger wird mit einem „Monument Against Antisemitism“ konfrontiert.
Gegen Hassrede
Die Künstler*innengruppe Schandwache (rund um Eduard Freudmann) würde zu Luegers Füßen ein Diskussionsforum anlegen – und plädiert für die Umbenennung in „Platz gegen Antisemitismus“. Auch die ARGE mit Simon und Arye Wachsmuth schlägt einen „Platz der Deklaration gegen Antisemitismus und Hassrede“ vor.
Und Martin Krenn würde rund um das Denkmal ein Metallband führen, auf dem u. a. „Kein Platz für Antisemitismus“ steht; der Titel seiner Arbeit – „Lueger Ring“ – ist ein Seitenhieb: Die Stadt hat als bisher einzige Konzession den Karl-Lueger-Ring in Universitätsring umbenannt.
Die übrigen Vorschläge, darunter Catrin Bolts Einhausung, überzeugen wenig.
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