Eine topaktuelle Story über Frauen und ihre Körper

Patricia Petibon als Händels Alcina: Ein Triumph
Kritik: Die Eröffnungspremiere des Festivals von Aix geriet zum Triumph.

Das Publikum jubelte, obwohl (oder weil) es gerade eine zeitgemäße, auch verstörende Inszenierung gesehen hatte. Und die musikalische Leistung war ohne jeden Zweifel von herausragender Qualität: Die Eröffnungspremiere des Festivals von Aix geriet zum Triumph.

Händels "Alcina" findet in jenem Grand Théâtre de Provence statt, das der frühere Leiter der Festspiele, Stéphane Lissner, einst für den "Ring" (eine Koproduktion mit Salzburgs Osterfestival) bauen hatte lassen. Es ist auch für Barockoper geeignet, wenngleich optisch nicht sonderlich attraktiv. Atmosphäre schafft jedoch das Leading Team, auch mit Zitaten von "Pietà"-Darstellungen.

Die britische Regisseurin Katie Mitchell erzählt die Oper von der Männer in Tiere verwandelnden Alcina als Geschichte von der sexuellen Befreiung und vom Bekenntnis der Frau zu ihrem (auch gealterten Körper). Frauen nehmen sich, was sie wollen – eine kluge Antwort auf den "Shades of Grey"-Unsinn, nie vulgär, durchaus humorvoll und brillant aus der "Rolando furioso"-Vorlage entwickelt.

Patricia Petibon singt und spielt die Alcina überwältigend, mit Hingabe, die Österreicherin Anna Prohaska ist eine ideale Ergänzung als Morgana und der Countertenor Philippe Jaroussky ein akustisches Geschenk als Ruggiero. Andrea Marcon dirigiert das Freiburger Barockorchester höchst sensibel, Farbenpracht und Dynamik sind verblüffend.

KURIER-Wertung:

"Entführung aus dem Serail": Die Kritik aus Aix-en-Provence

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