Als Nils Strunk, Mastermind des Projekts, zum ersten Mal die Ouvertüre hörte, soll er sich gedacht haben: „Das wäre eigentlich ein super Riff für einen Popsong.“ Animiert von Bob Wilson, der mit Tom Waits den „Freischütz“ adaptierte („The Black Rider“), und der Band The Tiger Lillies, die Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“-Geschichten zum schrägen Singspiel vertonte („Shockheaded Peter“), wagte er sich nun tatsächlich an eine Bearbeitung der „Zauberflöte“: angereichert mit enorm vielen popkulturellen Zitaten.
Die Geschichte bleibt die bekannte: Tamino macht sich mit Papageno auf den Weg, um Pamina aus den Fängen von Sarastro zu befreien. Und doch hört man gebannt zu – neugierig, welche Kombination als Nächstes folgt. Die anfangs wohl angedachte Pause hätte es ruhig geben können!
Weil die Arien ja bekannt sind, reicht es, wenn die dreiköpfige Band mit Nils Strunk am Klavier ein paar Takte anspielt, um die „Songs“ – viele mit neuen Lyrics auf Englisch von Lukas Schrenk – in andere musikalische Gefilde zu führen. Da klingt „Blue Moon“ von Elvis Presley (bzw. Richard Rodgers) an, „Chiquitita“ von Abba, „She Loves You“ von den Beatles. Die eine Nummer ist verjazzt, die andere erinnert an Kurt Weill, dann folgt ein E-Gitarren-Solo im Stil von Pink Floyd. Wolfram Rupperti darf als Sarastro auch rappen, Katharina Pichler brilliert mit „Jabbadabba!“ als Diva der Nacht.
Und wenn Papageno seine Geliebte wiedergefunden hat, dann singt der baumlange Tim Werths zur Melodie der Ronettes „Be My Papagena“ ...
Zu Beginn, nach der a cappella gesungenen Ouvertüre, hatte er als diabolischer Direktor – Johnny Depp nicht unähnlich – zu einer Reise ins Märchenland eingeladen. Geboten wird armes Vaudeville-Theater, reich an Einfällen und mit vielen Kostümen aus dem Fundus (von Anne Buffetrille). Kaum eine Szene ist so, wie man sie erwartet hat: Das kleine Porträt der Pamina ist ein riesiges Ganzkörper-Bildnis – und das Glockenspiel eine Mini-Spieluhr. Die Monostatos-Falle umgeht Nils Strunk elegant: Der furchterregende, Pamina nachstellende Diener wirkt, von Annamária Láng in viel zu großen Hosen und mit Clown-Halbglatze verkörpert, wie ein trauriger "Zwerg", der natürlich auch geliebt sein will.
Wie die Prüfungen genau ablaufen, denen sich Tamino und Pamina unterziehen, weiß auch Nils Strunk nicht: Sie gehen hinter dem roten Vorhang vonstatten. Danach sitzen Gunther Eckes und Lilith Häßle ziemlich ramponiert , aber glücklich nebeneinander. Wie in einem alten Schwarz-Weiß-Film. Und der Jubel des Publikums ist riesig.
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