Eine erstklassige Elisabeth, die um Tannhäuser kämpft

46-218720384
Zur Wiederaufnahme der Oper von Richard Wagner in der Wiener Staatsoper.

Kritik. Sie singt diese Partie seit mittlerweile 14 Jahren, seit ihrem Debüt in Bayreuth, und es ist immer noch pure Freude, sie damit zu hören: Die Sopranistin Camilla Nylund ist aktuell als Elisabeth in Richard Wagners „Tannhäuser“ an der Wiener Staatsoper zu hören und begeistert mit schönem Timbre, mit klarer Höhe, mit geradezu anti-wagnerischer Noblesse, also feiner Phrasierung ohne allzu dramatische Schrille. Wenn sie auch noch kleidsamere Kostüme tragen dürfte, wäre die Darstellung nahe an der Perfektion.

Aber auch an ihrer Seite wird famos gesungen, von Clay Hilley als Tannhäuser, der diese Rolle fast wie einen Liederabend beginnt und dann bis zum Ende kraftvoll durchhält; von Martin Gantner, der schon bei der Premiere für Ludovic Tézier eingesprungen war und den Wolfram weiterhin lyrisch und kultiviert singt; und von Georg Zeppenfeld als ausdrucksstarkem Landgraf Hermann. Ekaterina Gubanova ist eine darstellerisch enorm präsente Venus mit etwas wenig Power in den tieferen Lagen. Erstklassig der junge Hirt von Ilia Staple, auch alle kleineren Partien sind gut besetzt.

Die Inszenierung von Lydia Steier, ein Plädoyer für das Künstlertum und gegen Spießigkeit, ist ein echter Hit, das Libretto klug und analytisch weiter denkend.

Der einzige wirkliche Kritikpunkt betrifft das Dirigat von Axel Kober bei dieser Wiederaufnahme. Er versucht die Partitur temporeich und differenziert zu gestalten, manches entgleitet ihm jedoch und ist ziemlich asynchron. Das Orchester spielt farbenprächtig, sensibel und dann wieder wuchtig. Man erinnert sich, wie beeindruckend der damalige Musikdirektor Philippe Jordan die Premiere im Mai gestaltet hatte. Gert Korentschnig

Kommentare