Eine Ehrentrauerfeier für den „Polterer, Despoten, Patriarchen“

Er stemmte sich lange erfolgreich gegen das Altwerden: Claus Peymann im September 2022 auf der Probebühne
Burgtheaterdirektoren leben länger – und nun gingen jene, die das Haus in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts prägten, binnen kurzer Zeit hintereinander: Achim Benning, Direktor von 1976 bis 1986, starb im Jänner 2024 mit 89, Vorgänger Gerhard Klingenberg folgte 95-jährig im Juni. Und nun, am 16. Juli 2025, starb mit 88 auch Claus Peymann.
Das offizielle Österreich überbot sich mit Nachrufen auf den Regisseur, der Peter Handke als Dramatiker entdeckt, Thomas Bernhard übergroß gemacht und Peter Turrini zum Staatsdichter erhoben hatte. Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Der große Zauberer des Theaters ist tot.“ Kulturminister Andreas Babler: „Oft genug hat er Österreich furchtlos den Spiegel vorgehalten.“ Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler: „Kaum jemand hat in jüngerer Zeit das Verständnis von politischem Theater so nachhaltig erschüttert, herausgefordert und neu definiert.“ Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele: „Claus Peymann war ein großer Theatermacher, ein begnadeter Regisseur, Provokateur und Entertainer.“ Milo Rau, der Kollege von den Wiener Festwochen: „Mit Claus ist eine Jahrhundertikone gestorben: ein genauso fantasievoller wie kämpferischer Mensch, fordernd, größenwahnsinnig, unglaublich belesen.“ Und der gegenwärtige Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann: „Seine Stationen als Intendant von Stuttgart über Bochum, dann natürlich das Burgtheater und schließlich das Berliner Ensemble sind legendär.“
Die Burg erging sich in ihrer Aussendung aber nicht nur in Lobhudelei: „Noch heute wird liebevoll, aber auch ängstlich an ihn gedacht, er der Polterer, Despot und Patriarch.“ In der Tat: Peymann konnte Menschen fertigmachen. Etwa bei der Probenarbeit. Im Jänner sagte die Schauspielerin Maria Happel: „Ja, er hat viel geschrien.“ Und: „Es gab viele, die gelitten haben.“
Just die Josefstadt
Auch wenn ihn das Alter etwas milder stimmte: Der autoritäre Stil des Cholerikers passte nicht mehr in die Gegenwart. So gingen in der Direktion des Josefstädter Theaters 2023 etliche Beschwerden ein. Dort inszenierte Peymann „Warten auf Godot“; es sollte seine letzte Arbeit sein – und noch dazu an einer Bühne, für die er einst nur Verachtung über hatte. Seine Verdienste aber überschatten alles. Und so wird der „König des Theaters“ eine Ehrentrauerfeier der Burg bekommen (wie zuletzt die Doyenne Elisabeth Orth): „Mit allem, was dazugehört“, auch dem Trauerzug rund um die Burg. Sie dürfte in der zweiten Septemberhälfte stattfinden.
Ob Peymann in Wien auch begraben wird, ist hingegen unklar. Laut Karin Bergmann, die mit ihm bereits in Bochum arbeitete und viele Jahre nach ihm Burgtheaterdirektorin wurde (2014 bis 2019), hat er sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin ein Grab gekauft.
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