Der erste Teil, ein „buntes Programm“, wie er es selbst nannte, verleitete viele zum Klatschen nach den einzelnen Liedern. Das störte. Kaufmann aber weiß, mit seinem Publikum umzugehen. Den Einlass der Zuspätkommenden nützte er, das Auditorium aufzufordern, erst am Ende zu applaudieren.
Ludwig van Beethovens „Adelaide“, Schuberts „Musensohn“, Schumanns „Widmung“ stellte er Liedern von Tschaikowsky, Grieg, Richard Strauss und Hugo Wolf gegenüber. Alexander Zemlinskys „Selige Stunde“ leitete dann zu Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ über. Welche Innigkeit!
Sänger als Erzähler
Im zweiten, Franz Liszt gewidmeten Teil verwandelte sich Kaufmann zum Erzähler. Das Große Festspielhaus wurde da zu einem großen Platz wie im Morgenland, wo einer Scharen um sich versammelt, die ihm gebannt lauschen. Dass die Stimme zuweilen an den Folgen von Long-Covid mitgenommen war, glich Kaufmann durch seine überwältigende Kunst zu gestalten, atemberaubende Pianissimi, brillante Phrasierungen aus.
Jede der Gedichtvertonungen von Heinrich Heine (grandios „Die Loreley“), bei dem er das Spektrum an Emotionen abdeckte, Goethe, Lenau, Emil Kuh („Ihr Glocken von Marling“) und und Ferdinand Freiligrath, („Oh lieb, so lang du lieben kannst“) gestaltete er mit Sinn und Intellekt. Wie unschätzbar schön, wenn ein Sänger wirklich vermittelt, was im Text und den Noten steht!
Pianist Helmut Deutsch, seit mehr als 30 Jahren sein Partner am Klavier, war ihm ein verlässlicher Begleiter. Die stehenden Ovationen erwiderte Kaufmann mit sechs Zugaben.
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