Ein venezianisches Märchen, artistisch und bezaubernd

Eine Theaterszene mit einer Gruppe von Schauspielern vor einer goldenen Konstruktion und einem geflügelten Löwen im Hintergrund.
Rüdiger Pape dramatisierte Cornelia Funkes Bestseller „Herr der Diebe“ (ab 10 Jahren) im Burgtheater-Kasino (ab 6 Jahren)

Von: Susanne Zobl

Cornelia Funkes Roman „Herr der Diebe“ führt ein Lesepublikum ab 10 mit einer bewegenden Geschichte nach Venedig. Die Brüder Prosper (Fabian Cabak) und Bo (Samira Kossebau) fliehen nach dem Tod ihrer alleinerziehenden Mutter dorthin. In der Traumstadt ihrer Mutter erhoffen sie sich ein neues Leben zu zweit. Denn Tante Esther, ihre Erziehungsberechtigte, kann Kinder nicht ausstehen und will Prosper in ein Internat bringen. Sie lässt die Geflohenen vom Privatdetektiv Viktor Getz verfolgen.

Rüdiger Pape hat vom 400 Seiten starken Weltbestseller für das Burgtheater-Kasino eine kurzweilige, 90 Minuten währende Fassung für ein Publikum ab 6 gefertigt. Auf der leeren Bühne reicht Pape, der auch Regie geführt hat, ein Gerüst aus Metallstangen (Flavia Schwedler), deren Enden mit goldenen Metallblüten verziert sind – einem geflügelten Löwen inklusive, um den Zauber der Serenissima zu vermitteln.

Pape lässt tief in geplagte Kinderseelen blicken. Prosper und Bo finden in einer Gruppe von Straßenkindern, die sich mittels Diebstahl ihr Leben finanzieren, eine Art Familie. Sie eint ihre Elternlosigkeit und ihr Leben auf der Flucht vor dem Heim.

Klettern ohne Sicherung

Wespe (exzellent: Clara Liepsch) sehnt sich nach Bildung und findet Zuflucht in Büchern, Riccio (Julia Pitsch) hat sich mit dem Leben als Dieb abgefunden und will es in dieser zwielichtigen Profession zu etwas bringen. Ihr Anführer, Scipio (einnehmend: Julian von Hansen), von allen respektvoll „Herr der Diebe“ genannt, ist ein Robin Hood aus wohlhabendem Hause. Das akrobatisch geforderte Jugend-Ensemble ergänzen Katharina Pichler als Tante und liebevolle Künstlerin Spavento, Victor Getz als komödiantischer Detektiv und mysteriöser Hehler sowie Arthur Klemt. Einzige Anmerkung: Ist es wirklich notwendig, dass ohne Sicherung so ausführlich auf dem Gerüst geturnt wird?

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