Ein queerer Krampus – kann das funktionieren?

Sehr geehrtes Kulturamt!
Leider habe ich erst jetzt mitbekommen, dass am vergangenen Wochenende in Altmünster am Traunsee der diesjährige Workshop zum Kulturprojekt „Krampussy“ stattgefunden hat. Ich bin sicher, dass Sie das kennen, es wird sogar vom Land Oberösterreich gefördert, obwohl dort im Kulturbereich sonst nur gespart wird. Ich war immer schon der Überzeugung, dass der Krampus:innen-Lauf aus queer-feministischer Sicht neugedacht werden muss, was nun endlich passiert. So gerne wäre ich dabei gewesen, aber immerhin darf ich mich auf die Kostüme dann im Dezember freuen. Ich möchte jedenfalls die Ausweitung dieser Kulturinitiative beantragen. Wir brauchen queeres Brauchtum: Osterhas:innen, Christkind – sie alle müssen zeitgemäß werden.
Mit herzlichen Grüßen, C. B.
Sehr geehrte(r/s) C. B.,
vielen Dank für Ihr Schreiben und Ihren Antrag, dessen Einlangen wir hiermit bestätigen (Geschäftszahl 13/2025). Sie sprechen gleich damit mehrere zentrale Themen an, die ihre Bedeutung auf den ersten Blick möglicherweise nicht ganz offenbaren, zuletzt aber ein solches Gewicht bekamen, dass sie sogar Wahlen entschieden haben, wie unsere Kollegen aus den politischen Sektionen bestätigen: Heimat, Brauchtum, Geschlechterrollen, Gendern etc. Wir vom Kulturamt freuen uns, dass Initiativen wie „Krampussy“ Fördergelder bekommen (wenngleich wir uns über die Simplizität des Namens doch etwas wundern), hegen jedoch die zarte Befürchtung, dass das doch auf Kosten anderer Kulturvereine gehen könnte.
Auch inhaltlich haben wir Zweifel, ob die Traunsee-Region die Feminisierung des Krampus als prioritär empfindet. Einer unserer Mitarbeiter ist einmal mit einem Wiener Autokennzeichen in den „Fetzenfasching“ in Ebensee geraten, noch dazu in Corona-Zeiten, und die Maskulinität, auch unter als Frauen erkennbaren Perchten, habe er als nicht sonderlich amikal empfunden, vermerkte er in den Akten. Insofern ist der Wunsch, den Krampus etwas zu verändern, durchaus verständlich. Ehe jedoch dieser und der Nikolo queer werden, trocknet der Traunsee aus, und der ist der tiefste in Österreich.
Grundsätzlich neigen wir im Kulturamt der altmodischen Ansicht zu, dass sich Brauchtum dadurch auszeichnet, nicht dem Zeitgeist zu unterliegen. Jeder Krampus möge leben, wie er will, Toleranz zählt zu unseren unumstößlichen Statuten. Druck von außen ist aber gerade im Salzkammergut nie dienlich. Daher können wir ihren Antrag auf Ausweitung auf das Osterhasi nicht unterstützen.
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