Ein Nach-Schlag zur Kulturhauptstadt

Ein Schreibtisch mit Aktenordnern, einem Stempel, einer Kaffeetasse und abgelehnten Dokumenten, über dem ein Paragraphenzeichen an einem Spinnenfaden hängt.
Verbrannte Erde, Fördertöpfe leer - die Empörung in der Region ist nach wie vor groß, wie man auch im (fiktiven) Kulturamt weiß.

Sehr geehrtes Kulturamt!

Sie haben sich ja in Ihrem Amtsblatt bereits mehrfach kritisch gegenüber der Kulturhauptstadt 2024 – Bad Ischl geäußert und mangelnde Nachhaltigkeit moniert. Dieser Vorwurf hat sich als völlig falsch herausgestellt, Sie kurzsichtiger Mensch! Das Kulturhauptstadtprojekt hat sich sehr wohl als nachhaltig erwiesen, wie soeben eine Diskussion bei der sogenannten Wasnerin in Bad Aussee belegte: als nachhaltig empörend und schädigend. Deshalb beantrage ich hiermit die nachträgliche Verleihung der Nachhaltigkeitsmedaille an Intendanten Elisabeth Schweeger.

Mit nachhaltigen Grüßen, F. S.

***

Sehr geehrter F. S.,

seien auch Sie bedankt für Ihr Schreiben und für Ihren Antrag, dessen postalisches Einlangen wir gerne bestätigen (Geschäftszahl 30/2025), obwohl derlei vor Weihnachten nicht gerade selbstverständlich ist. Wie Sie sich aber möglicherweise schon denken können, müssen wir ihn ablehnen, weil wir die ihm zugrunde liegende Ironie zu durchschauen vermögen. Und auch darob, weil wir leichtfertig vergebenen Auszeichnungen grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen. Frau Schweeger hat vor sechs Monaten das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse bekommen, und wir suchen in unseren Aufzeichnungen immer noch nach Belegen für dementsprechende Verdienste.

Bei der von Ihnen erwähnten Veranstaltung waren wir physisch nicht anwesend, haben aber über die Publikation Alpenpost – Zeitung des Steirischen Salzkammergutes mitbekommen, was sich des Kulturministers Bereichssprecherin für Kunst und Kultur, Katrin Auer, die immerhin bereit, war, sich der Debatte zu stellen, anhören musste. Das dort von der Kulturhauptstadt gezeichnete Bild kann getrost als desaströs bezeichnet werden, es war von „verbrannter Erde“ die Rede, welche die Intendanz hinterlassen hätte, und auch davon, dass die 32 Millionen Euro an öffentlichen Geldern nicht wirklich sinnvoll eingesetzt worden wären.

Am schwersten wiegt jedoch der offenbar nahe am Faktum liegende Vorwurf, dass nunmehr leere Kassen die Vergabe von Förderungen für Kulturprojekte fürderhin massiv beeinträchtigen würden. Da schafft selbst das Wissen darum, dass man im Salzkammergut in Generationen und nicht in Jahren zu denken gewöhnt ist, kaum Trost.

Wir erlauben uns also zu subsumieren: Das Kulturhauptstadtprojekt hat mit Backpfeifen für den ehemaligen profil-Chef Christian Rainer begonnen. Von einer Befriedung ist man nach diesem Programm ein paar Eiszeiten entfernt.

Kommentare