„Ein lebendiges, heiteres Gespräch“

„Ein lebendiges, heiteres Gespräch“
Protokoll einer persönlichen Begegnung mit dem Papa emeritus.

Ein ungleiches Paar: der ZDF-Starmoderator Markus Lanz und der Psychotherapeut, Theologe und Vatikan-Berater Manfred Lütz. Gemeinsam haben sie kurz nach dem Tod von Benedikt XVI. einen schmalen Band mit dem Titel „Unser letztes Gespräch“ herausgebracht. Das verspricht mehr, als es tatsächlich hält. Das Gespräch fand bereits 2018 statt, der Großteil des Buches besteht aus Erinnerungen von Lanz und Lütz an ihre jeweiligen Begegnungen mit Kardinal Joseph Ratzinger bzw. dem späteren Papst. Zuletzt beschreiben die beiden gemeinsam den Tag des Gesprächs, ihre Vorbereitung darauf – um schließlich ebendieses zusammenzufassen. Tonband habe man keines mitlaufen lassen können (Benedikt sprach damals bereits nur mehr sehr leise und teils schwer verständlich), daher habe man unmittelbar im Anschluss an die Begegnung ein „Gedächtnisprotokoll“ angefertigt – es sei „kein klassisches Interview, sondern ein lebendiges, heiteres Gespräch“.

Lesenswert ist das Ganze dennoch, weil es dem gängigen Bild des unbarmherzigen Hardliners („Panzerkardinal“) ein ganz anderes entgegensetzt: eines feinsinnigen, bescheidenen und humorvollen Gottesmannes. Dass dieser – wie Lütz und Lanz ebenfalls herausstreichen – auch ein Denker von intellektueller Schärfe und Prägnanz sowie ein Meister des Wortes war, gestehen Ratzinger/Benedikt indes selbst die meisten seiner zahlreichen Gegner zu.

Bezeichnend, dass als Benedikts Vermächtnis nicht irgendeine (kirchen-)politische Weichenstellung – wie etwa bei seinem Vorgänger der Kampf gegen den Kommunismus –, sondern ein dreibändiges Werk gilt: „Jesus von Nazareth“.

„Ein lebendiges, heiteres Gespräch“

Markus Lanz, Manfred Lütz: „Benedikt XVI. Unser letztes Gespräch“, Kösel, 96 Seiten, 18,50 Euro

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