Ein Fest für Metall-Fans im Wiener Palais Liechtenstein

Eine Bronzebüste eines schreienden Mannes in einem Museum.
Das Stadtpalais in der Rossau ist wieder den ganzen März für Publikum geöffnet – bei freiem Eintritt und mit einer exquisiten Sonderausstellung

Vor wenigen Wochen drehte noch Hollywoodstar Kate Winslet im Wiener Gartenpalais Liechtenstein – die resultierende Serie „The Palace“ des US-Senders HBO könnte die internationale Bekanntheit der barocken Anlage bald nachhaltig erhöhen.

Wienerinnen und Wienern droht das Bewusstsein über das mit Kunstschätzen gefüllte Gebäude im neunten Bezirk manchmal zu entgleiten – als Gegenmaßnahme entschied die Fürstenfamilie im Vorjahr, im Monat März freien Eintritt ins Palais zu gewähren und eine Sonderausstellung auszurichten.

Ein Mann in Anzug gestikuliert vor einer Vitrine mit Kunstobjekten.

Ein Leonardo in Wien

„Gegossen für die Ewigkeit“ heißt die nun eingerichtete Sonderschau, mit der der langjährige Leiter der Fürstlichen Sammlungen, Johann Kräftner, seine „Abschiedsvorstellung“ vor dem Ruhestand gibt.

„Ich habe Räuberei betrieben, um diese Ausstellung zusammenzubringen“, erklärte der Kunsthistoriker, der mit seinem kompromisslosen Sinn für Qualität nicht nur bei der Renovierung der beiden Liechtenstein-Palais in Wien, sondern auch beim Wiederaufbau und Ausbau der Fürstlichen Sammlungen viel fürs Kulturerbe leistete.

Neben extrem raren Bronzeplastiken aus fürstlichen Beständen holte Kräftner nun auch hochkarätige Leihgaben ins Haus – darunter eine Pferdestatuette aus dem Szepmüvesti Museum in Budapest, die Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. „Wir wollen Bronze zum Thema machen“, so Kräftner, der auch den Sinn für die vielen bedeutenden Bronzeplastiken auf Wiener Plätzen und Gebäuden schärfen will – wohl im Bewusstsein, dass es sich nicht um die populärste Kunstgattung der Gegenwart handelt.

Presseführung Ausstellung „Gegossen für die Ewigkeit - Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein“.

Ein Leonardo in Wien

„Gegossen für die Ewigkeit“ heißt die nun eingerichtete Sonderschau, mit der der langjährige Leiter der Fürstlichen Sammlungen, Johann Kräftner, seine „Abschiedsvorstellung“ vor dem Ruhestand gibt.

„Ich habe Räuberei betrieben, um diese Ausstellung zusammenzubringen“, erklärte der Kunsthistoriker, der mit seinem kompromisslosen Sinn für Qualität nicht nur bei der Renovierung der beiden Liechtenstein-Palais in Wien, sondern auch beim Wiederaufbau und Ausbau der Fürstlichen Sammlungen viel fürs Kulturerbe leistete.

Neben extrem raren Bronzeplastiken aus fürstlichen Beständen holte Kräftner nun auch hochkarätige Leihgaben ins Haus – darunter eine Pferdestatuette aus dem Szepmüvesti Museum in Budapest, die Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. „Wir wollen Bronze zum Thema machen“, so Kräftner, der auch den Sinn für die vielen bedeutenden Bronzeplastiken auf Wiener Plätzen und Gebäuden schärfen will – wohl im Bewusstsein, dass es sich nicht um die populärste Kunstgattung der Gegenwart handelt.

Antike to go

Dabei haben die Figuren enorm viel zu erzählen: Im Zuge der Wiederentdeckung der Antike während der Renaissance wurden Bronzenachbildungen antiker Originale – etwa der 1506 entdeckten „Laokoongruppe“ – zu Botschaftern über den mediterranen Kulturraum hinaus. Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein erkannte bereits um 1680, dass es für Sammler nördlich der Alpen wenig Sinn ergebe, schwere Marmore aus Italien herauszuschleppen, und wies seinen Sohn an, lieber Bronzegüsse zu erstehen: Der Grundstein für eine famose Kollektion war so gelegt.

Eine Bronzestatue zeigt einen bärtigen Mann, der eine andere Person auf einem Tier trägt.

Dass sich die Schaffenskraft der Bronzeplastiker nicht auf die Nachahmung antiker Vorbilder beschränkte, wird in der Schau rasch offensichtlich: Die Energie, mit der Anatomie und Statik immer wieder herausgefordert wurden, um einen möglichst dynamischen Eindruck zu erschaffen, kann auch begeistern, wenn man dachte, gar nichts für solche Bronzen übrig zu haben.

Dass sich Künstler Freiheiten nahmen, um Formen zu kombinieren und in neuen Zusammenhängen wieder zu verwenden, ist in der modernen Kunst spätestens seit Auguste Rodin geläufig – dass der „Remix“ aber auch schon früher passierte, ist im Parcours ebenfalls schön dargelegt. Ein umfassender Katalog sowie eine App, mit der man Skulpturen zumindest virtuell „angreifen“ kann, vervollständigen die absolut sehenswerte Schau.

Kommentare