Ed Sheerans neues Album "Play": Neustart mit orientalischen Sounds

Schlicht "Opening" hat Ed Sheeran den ersten Song seines neuen Albums "Play" genannt. Darin singt er von der Krise, die er durchgemacht hat, als sein bester Freund Jamal Edwards mit 31 Jahren verstarb, seine Frau Cherry an Krebs erkrankte und er sich in Gerichtsverfahren gegen Plagiatsvorwürfe verteidigen musste. Von Zeiten der Angst singt er dabei, davon, wie er dem Chirurgen seiner mittlerweile gesunden Gattin die Hand schüttelte und sich die Dinge zum Besseren wandelten.
Manifest
Es ist das Manifest eines Neustarts, der mehrere Ebenen hat: Hatte Sheeran seine ersten fünf Alben nach mathematischen Zeichen benannt, startet er mit "Play" einen Zyklus von geplanten fünf Alben, die er nach den Zeichen für das Abspielen von Musik benennen wird. Dazwischen lag "Autumn Variations", das krisenbedingt mit ausschließlich traurigen Balladen bestückt war.
Hier aber findet der 31-Jährige zurück zu allem, was ihn zu einem der größten Popstars der Welt gemacht hat: Liebesballaden mit eingängigen Melodien, fröhliche Popsongs, die an die perkussiven Rhythmen des Superhits "Shape Of You" anschließen, und Hip-Hop-Einflüsse mit Rap-Parts – obwohl die hier eher die Ausnahme sind.

Drei von den vier vorab veröffentlichten Songs hat Sheeran an den Anfang gestellt, wobei die erste Single "Azizam" (aufgenommen mit dem iranisch-schwedischen Musiker Ilya Salmanzadeh) zeigte, wo die Reise hingeht. Der Rotschopf beschreibt "Play" als "globale Erforschung", was sich auf seinen Drang bezieht, in anderen Erdteilen neue Inspiration zu finden. Er zog mit der Familie sogar nach Indien, um dort dieses Album fertigzumachen.
Orientalisch
Den tickende, flinke Tanz-Beat von "Symmetry", einem der spannendsten Songs von "Play", hat er wohl von dort mitgebracht. Ebenfalls von orientalischem Flair geprägt und höchst infektiös ist "Don’t Look Down", bei dem Sheeran seine Stimme in die höchsten Höhen schraubt.
Dazwischen bleibt er westlichen Klängen treu: Für "The Vow" macht er sich Blues- und Soul-Elemente zu eigen. Das vorab bekannte „A Little More“ swingt fröhlich durch den Äther, und mit "Camera" erinnert Sheeran an Coldplay, steigert den Song zu einem mächtigen Plädoyer dafür, den Moment zu genießen.
"In Other Words" beginnt wie ein Schlaflied, bleibt in der Instrumentierung mit Keyboards reduzierter und entpuppt sich als ein weiteres Liebeslied. Das ist einer der Songs, die man unter „typisch Sheeran“ einreihen kann.
Insgesamt aber bietet der Superstar genug Weiterentwicklung in den Sounds, um die Reise mit ihm spannend zu halten, und genug Gewohntes, um niemanden zu vergraulen. Zu Gewohntem gehört die Ehrlichkeit in den bodenständigen Texten, die hörbare Leidenschaft, mit der er seine Songs schreibt und interpretiert, die niemals glatte Perfektion, mit der er sie aufnimmt, und sein Gespür für eingängige Melodien. Zwar erinnern die Typisch-Sheeran-Tracks in den harmonischen Wendungen gelegentlich an seine älteren Hits. Aber ein Zeugnis des außergewöhnlichen Talents des Briten sind auch diese Songs.
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