Durch Himmel und Hölle mit Dante

Durch Himmel und Hölle mit Dante
Zum 750. Geburtstag von Dante: William Blakes Illustrationen zur „Göttlichen Komödie“.

Bestien, Zombies und Geister. Dazu existenzielle Themen des Lebens: Schuld, Sühne, Verdammnis, Hoffnung und Erlösung. Das sind häufig verwendete Zutaten, wenn es in einem Film ordentlich gruseln soll. Insofern ist Dante Alighieris „Göttliche Komödie“, seine im 14. Jahrhundert getätigte, fiktive Reise durch die Hölle, das Fegefeuer und Paradies, eine sprudelnde Quelle für Horrorgeschichten.

Mit sprachlichen Genieleistungen schaffte es der italienische Dichter, dass man sich die abstrakten Visionen von Himmel und Hölle gut vorstellen kann. Seine Beschreibungen versah er mit Metaphern und aktuellen Ereignissen der damaligen Zeit. „Den zugefrorenen Höllensumpf verglich er etwa mit der zugefrorenen Donau“, sagt Sebastian Schütze im KURIER-Interview.

Der Professor für „Neuere Kunstgeschichte“ an der Universität Wien ist einer von zwei Autoren des Bildbandes „William Blake – Die Zeichnungen zu Dantes Göttlicher Komödie“, der anlässlich des 750. Geburtstags von Dante (1265–1321) im Taschen Verlag veröffentlicht wurde.

Sprachbilder

Auf 324 Seiten sind Bleistiftskizzen und Aquarelle von William Blake (1757–1827) zu sehen, mit denen der Maler und Poet aus England in seinen letzten Lebensjahren Dantes Höllentour illustrierte. „Dante wurde zwar über die Jahrhunderte von vielen großen Künstlern wie Botticelli oder Michelangelo interpretiert, aber Blakes Illustrationen zählen sicherlich zu den schönsten und aktuellsten“, ist Schütze überzeugt.

William Blake gelang es, die Sprachbilder von Dante auf eine kongeniale Weise herauszufiltern und auf Leinwand zu bringen. Das Besondere an seinen Illustrationen ist auch die Tatsache, dass der komplette Zyklus von 102 Tafeln unvollendet blieb. Dadurch bekommt man einen guten Eindruck von Blakes Arbeitsweise und sieht, wie er in mehreren Phasen die Bilder überarbeitet hat. Mal mit dicker Feder, mal nur skizzenhaft angedeutet: Es macht Vergnügen, sich durch Blakes Dante-Illustrationen zu blättern, die auf grobstrukturiertes Papier gedruckt wurden. „Durch dieses Spezialpapier hat man das Gefühl, als würde man die Originalzeichnung umblättern“, so Schütze, der Blakes Arbeiten für den Bildband neu fotografieren ließ. Eine zeitintensive Angelegenheit, denn die Werke sind weltweit verstreut.

Durch Himmel und Hölle mit Dante
Der Aufwand hat sich aber gelohnt, denn der Bildband schließe eine Lücke: „Zum ersten Mal hat man alle Blake-Illustrationen zur ,Göttlichen Komödie‘ in einem Werk vorliegen“, freut sich Schütze. Und so geht es bildgewaltig hinab zu Luzifer, durch das Höllentor, vorbei an sündigen Liebespaaren, Betrügern, Lügnern und wieder retour. Das hat viel Thrill – und Aktualität.

Info: William Blake – „Die Zeichnungen zu Dantes Göttlicher Komödie“ von Sebastian Schütze und Maria Antonietta Terzoli, Taschen Verlag, 324 Seiten, € 99,99.

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