Dorfer, Prohaska, Spera: Kultur als "Abkehr von Kleingeistigkeit“
Besondere Anliegen verlangen Auftritte in spezieller Besetzung. So versammelte die Initiative „Wir und Kultur“ des Satirikers Alfred Dorfer und der Sängerin Angelika Kirchschlager am Dienstag im Haus der Industrie den Ärztekammerpräsidenten, eine Museumsdirektorin, eine Fußballlegende, eine Gastronomin, einen Polizeibeamten und einen Banker.
Als „Mitglieder einer Zivilgesellschaft, die sich etwas wünscht und etwas in Bewegung setzen will“.
Wobei es nicht „um Geld oder Angriffigkeit“ geht, sondern um eine Bewusstseinsänderung und „ausschließlich um die immaterielle Bedeutung von Kunst und Kul-tur“, so Kirchschlager. In einem Österreich, das für sich gern den Begriff der Kulturnation in Anspruch nimmt, aber dafür nicht einmal die Wertschätzung eines eigenen Ministeriums aufbringt.
Für den Banker und früheren Flüchtlingskoordinator Christian Konrad ist „Österreich, aber vor allem Wien, ohne Kultur nicht vorstellbar.“ Für Georg Kapsch, den Präsidenten der Industriellenvereinigung, ist Kultur „die Abkehr von Kleingeistigkeit, Nationalismus und Populismus – und macht das Denken weltoffener“.
Um in einer Gegenwart, die „von allem den Preis und von nichts den Wert kennt“, wie schon Oscar Wilde sagte, „eine bessere Welt zu bauen“, so der Polizist Hans Golob, und „um den geistigen Stillstand zu verhindern“, so die ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger, „muss die Kunst überleben können“. Brauchen die Künstler unsere Solidarität.
Danielle Spera vom Jüdischen Museum Wien erinnerte an den großen Verlust der jüdischen Kultur in Österreich durch das NS- Regime, und „dass die Rolle der Mäzene in Österreich bis heute unbesetzt ist“.
Ex-Kicker Herbert Prohaska erzählte von seinem ersten Opernbesuch – Puccinis „La Boheme“ in einer Traumbesetzung mit Mirella Freni, Luciano Pavarotti und Carlos Kleiber am Pult – und stellte fest: „Wir sind nicht unbedingt eine Sportnation, aber wir sind hundertprozentig eine Kulturnation.“ Und die habe jede Unterstützung verdient. Birgit Reitbauer betonte schließlich, dass es sich bei „Wir und Kultur“ um „keine weitere Bettelveranstaltung“ handelt.
Die Steirereck-Chefin plädierte vielmehr dafür, eine neue Vision auch für die Kunst und Kultur auf den Weg zu bringen: „Und das Land, das wir lieben, positiv zu verändern.“
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