Im Wiener Volkstheater ist nun – passend zum Finale der Ski-WM – dieses 2002 uraufgeführte Stück wieder zu sehen, ergänzt um einen von Jelinek im Jahr 2020 hinzugefügten Monolog namens „Die Maschine ist unschuldig!“: Ein glänzendes Plädoyer für den Heizstrahler Fakir, das verbale Wirbelstürme auslösen kann. Und ergänzt um eine neues Stück des aus dem Kongo stammenden und seit 2009 in Graz lebenden Autors Fiston Mwanza Mujila, der mit „Après les Alpes“ eine andere Betrachtungsweise des Ski-Tourismus mit einbringt. Was wäre, wenn die Alpen Rohstoffe enthielten, wenn man diese verkaufen könnte, wenn die Kolonialisierung Österreichs (sic!) das monetäre Bedürfnis aller Beteiligten zufriedenstellen könnte?
Ein Drama aus der Perspektive der Toten und eine (erstaunlich langatmige) Groteske hat Regisseurin Claudia Bossard da auf die Bühne – Elisabeth Weiss zeigt eine Talstation der Toten und eine Flugtreppe für den rein profitorientierten Alpenverkauf – gebracht. Auf einer Leinwand ist zudem ein Meteor zu sehen, der den Toten wie auch den Lebendigen gefährlich nahe kommt.
Bossard hat das alles sehr fein in Szene gesetzt; der Jelinek-Text sticht auch dank der Alltagskostüme (Mona Ulrich, Video und Sound: Annalena Fröhlich) hervor. Vielleicht hätte vor der Groteske eine Pause gutgetan, um diesen Text sickern und sich nachher bespaßen (?) zu lassen. Egal, dem Wiener Volkstheater gelingt trotz einiger Längen (vor allem im zweiten Teil) ein erfreulich intensiver Abend.
Dies ist auch den Darstellerinnen und Darstellern zu verdanken. Nick Romeo Reimann, Julia Franz Richter, Anna Rieser, Uwe Rohbeck, Christoph Schüchner und Stefan Suske spielen (endlich einmal ohne Mikroports) mit großer Hingabe. So verteidigt Anna Rieser den Heizstrahler mit Inbrunst, so sinnieren die Verbrannten über ihre möglichen Lebenskonstellationen. Was wäre, wenn? Wenn nicht Ischgl (der Corona-Hotspot!) oder diese blöde Pandemie gewesen wäre? All diese Fragen wirft der Abend auf. Und übrigens darf man über Wintersport nichts Schlechtes sagen. Wir sind ja eine Skisportnation. Jubel.
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