TV-Doku über Peter Lorre: „Kein Platz für zwei Mörder – Hitler und mich“

Peter Lorre wurde berühmt als Kindermörder in Fritz Langs frühem Tonfilmklassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“
Der Star aus „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ im TV-Porträt: Von Wien ins Herz von Hollywood

Der österreichisch-ungarische Schauspieler und gelernte Wiener Peter Lorre wurde schlagartig berühmt, als er in Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931) einen charismatischen Kindermörder verkörperte. Sein großer Erfolg machte ihn zu einem von Hitlers Lieblingsschauspielern, weil dieser nicht wusste, dass Lorre Jude war. Als Propaganda-Minister Goebbels ihm ein großes Filmprojekt bei der UFA vorschlug, lehnt Lorre ab: „In Deutschland ist kein Platz für zwei Mörder – Hitler und mich.“

Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Cäcilie Lvovsky flüchtet er nach Paris. Alfred Hitchcock, durch „M“ auf ihn aufmerksam geworden, holt ihn daraufhin nach London. Lorre tat so, als verstünde er Englisch (was nicht der Fall war), und wurde von Hitchcock in dem Thriller „Der Mann, der zu viel wusste“ (1934) besetzt. Von dort führte sein Weg direkt in das Herz von Hollywood.

Die von Österreich koproduzierte, höchst sehenswerte TV-Doku „Peter Lorre – Hinter der Maske des Bösen“ (Sonntag, 23.05, ORF 2, danach abrufbar auf ORF ON) entstand unter der Regie der deutschen Filmemacherin Evelyn Schels und rekapituliert ein bewegtes Leben, an dessen Eckpfeilern sich ein zerrissenes Emigrantenschicksal ablesen lässt.

Aus Rolle wird Lorre

Peter Lorre (1904–1964) wurde als László Loewenstein in Rosenberg am Fuße der Karpaten – heute Slowakei – geboren und legte sich den Künstlernamen Lorre als Buchstabenspiel des Wortes Rolle zu. Seine Mutter starb, als er vier Jahre alt war: „Ihr Tod und hat mich gelehrt, was Trauer war“. Den Rest seiner Kindheit – ab 1913 übersiedelte die Familie nach Wien – verlief trübsinnig. Auf Wunsch des Vaters begann er eine Banklehre, die er aber abbrach; stattdessen verdiente er Geld als Claqueur im Burgtheater. In den Kammerspielen der Josefstadt erobert er schließlich die Herzen des Publikums. Später, in Berlin, befreundete er sich mit Bertolt Brecht und trat erfolgreich in dessen Inszenierungen auf.

TV-Doku über Peter Lorre: „Kein Platz für zwei Mörder – Hitler und mich“

Humhrey Bogart (li.) und Peter Lorre in "Casablanca"

„Er war ein sehr verängstigter Mensch, der versucht hat, mit seiner Schauspielkunst die Unruhe in sich zu vertreiben“, befindet der österreichische Autor Robert Schindel, der als einer von – ausschließlich männlichen – befragten Experten und Filmemachern wie Volker Schlöndorff oder Christian Petzold über die Strahlkraft von Peter Lorre nachdenkt.

Fritz Lang hatte Lorre für „M“ gecastet, weil kein Mensch glauben wollte, dass jemand mit so rundem Bubengesicht ein Kindermörder sein konnte. Die Rolle des Bösewichts verhalf Lorre zwar zu seinem größten Ruhm, ließ sich aber im Laufe seiner turbulenten Karriere nicht mehr abschütteln. Er spielte an der Seite von Humphrey Bogart in „Die Spur des Falken“ und in dem Welthit „Casablanca“, musste aber auch zweitklassige Schurkenrollen wie in der „Mr. Moto“ -Krimireihe übernehmen.

TV-Doku über Peter Lorre: „Kein Platz für zwei Mörder – Hitler und mich“

Peter Lorre in "Silk Stockings" (1957)

Privat jonglierte der Schauspieler zwischen Morphiumsucht, Alkoholismus und zerbrechenden Ehen. Beruflich scheitert er 1951 mit seinem Regiedebüt „Der Verlorene“, einem Epilog zum Nationalsozialismus, den im Nachkriegsdeutschland niemand sehen wollte. Er kehrt nach Hollywood zurück und spielte unter anderem in den legendären B-Movies des kürzlich verstorbenen Roger Corman. Nicht nur ihretwegen genießt Peter Lorre heute Kultstatus.

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