Zwei Moderatoren führen aufs Glatteis: Eine souveräne Anke Zillich drängt als Michelle Pelosi darauf, die Sendezeit nicht über Gebühr zu überziehen. Ihr lascher Kompagnon Tommy McDonalds (Elias Eilinghoff) wiederum brilliert mit unverhohlen zur Schau gestelltem Angewidertsein und gerüttelt Maß an Einfältigkeit. Die Thesen von Kant hat er nicht ganz behirnt, die „Kritik der Urteilskraft“ dürfte ihm – wie fast allen – wenig sagen.
Aber da muss man durch. Denn Kay Voges hat sich seine Zitatenschleuder-Show von Johan Frederik Hartle, dem Rektor der Akademie, philosophisch unterfüttern lassen. Und so werden immer wieder Gedanken von Schiller über Adorno bis zu Gayatri Spivak eingestreut. Man soll der „Gameshow für Österreich“ nicht das Fehlen von Tiefgang nachsagen können. Allerdings werden so gut wie alle Reizwörter des gegenwärtigen Diskurses – von kultureller Aneignung über Cancel Culture bis zu den Klimaklebern – in „Speedrunden“ angeteasert. Daher geht nichts in die Tiefe.
Und natürlich klinkt sich nicht „Österreich“ beim decouvrierenden Voten ein, sondern nur das Publikum. Deren Reaktion glaubte man auch aufgrund tendenziöser Fragen abschätzen zu können. Na logo will die Mehrheit Shakespeare „gegenwärtig interpretiert“ sehen!
Der Kärntner als Trottel
Doch die Macher haben sich verschätzt: Bei der Uraufführung am Freitag fand man die aufgeweckte, Toleranz einfordernde, selbst aber intolerante Layla (Paula Carbonell Spörk) „unerträglicher“ als den alten, weißen Ossi-Jammerlappen (Uwe Schmieder). Von den anderen Kandidaten durfte neben einem Slapstick-Karl-Marx nur der Ebenbauer Ferdinand herausstechen: Voges und Hartle machten just den Kärntner zum Trottel, der sich mit der Kettensäge ins eigene Fleisch schneidet.
Mit der Zahl der Exkurse – die Peking-Oper-Verarsche fanden 52 Prozent „schier unerträglich“ – stieg die Langeweile. Beim „vom Sollen zum Wollen“ zu viel gewollt. Doch fürs Finale bot Voges alles auf. Wie lustig kollektives Kotzen ist, wissen wir von „Triangle of Sadness“. Wenn nach extensivem Ballermann-Techno beim Verbeugen „Where Is My Mind“ erklingt, dann klatscht man eben begeistert zur Musik der Pixies.
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