Also, das war ein Zyklus, wie er aufregender und mitreißender wohl nicht sein kann. Der Pianist Rudolf Buchbinder reiste im Musikverein mit dem Steinway-Flügel durch die Lebens- und Werkgeschichte von Franz Schubert. Der wichtigste Komponist aus Wien, interpretiert vom bedeutendsten Wiener Pianisten – was sich bei dieser insgesamt vier Abende dauernden Reise begab, hatte Ereignis-Charakter.
Schubert als Liedkomponist hatte im September 2024 den Anfang gemacht: „Die schöne Müllerin“, gesungen von Jonas Kaufmann, mit Buchbinder am Klavier. Noch Fragen? Weiter ging es mit Klaviertrios von Schubert, für die Buchbinder Renaud und Gautier Capuçon als Partner geladen hatte. Im dritten Teil dann ging es um Schubert als Kammermusiker: Buchbinder musizierte mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker.
Nun der Abschluss im Goldenen Saal: Schubert als Tonsetzer für das Klavier, das in seinem Leben eine so zentrale Stelle einnahm. Buchbinder wählte für sein Recital die „Vier Impromptus, D 935“, die stets als Zyklus gedacht waren, von denen aber jeder einzelne Bestandteil Singularität und Genialität beweist. Wie innig, klanglich vollendet, dramaturgisch ausgefeilt, teils rasant, stets präzise und mit enormer Anschlagskultur Buchbinder durch die Stücke reiste, war einzigartig.
Nach der Pause dann Schuberts letzte Sonate für Klavier in B-Dur, D 960, erst Jahre nach dem Tod des Komponisten veröffentlicht: Buchbinder machte daraus eine phänomenale Hommage an den Meister, er erzählte die ganze Vita klanglich nach, das hoffnungsvolle Streben nach Glück, die Melancholie, die so vieles überlagernde Traurigkeit. Das Publikum dankte stehend mit Ovationen.
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