Und Traurigkeit und Liebe sind oft auch ganz nah aneinander gebaut. Für all diese 50 Schattierungen des traurigen Grau macht ein Typ mit Männerschminke und Angstfrisur seit vier Jahrzehnten die beste Begleitmusik.
Und die Band, die Robert Smith dazu mitnimmt, hat derzeit mal wieder den aktuellsten Namen überhaupt: The Cure bieten popmusikalische Heilung, nicht gegen die Traurigkeit, sondern durch und mit ihr.
Dieses in der verblödeten „Ja, wir schaffen das“-Mentalität der 1980er schon tröstliche Bandkonzept erfährt durch die Wirren der Welt gerade neues Leben: Wenn gar nichts mehr hilft, hilft vielleicht doch die Popmusik, zumindest zum Emotionsabbau.
Dazu muss man sagen, dass The Cure zwar Idole der Goths, Emos und der anderen traurigen Jugendlichen seither sind, dass ihre musikalischen Schwarzmalereien aber durchaus Farbkleckser haben. The Cure spielen, letztlich, eigentlich immer wieder fröhliche Songs mit hüpfenden Gitarren und, etwa bei „Close To Me“ oder „Lullaby“, eingängigen Melodien.
Von „Friday I’m In Love“ jetzt gar nicht zu reden.
Die Songs haben bei der aktuellen Tournee, die nun am Sonntag in die Wiener Marxhalle führt, dann auch alle ausreichend Platz. Denn Smith hat neben diesen Hadern auch ein sympathisches Scheitern im Gepäck: Eigentlich hätte die nun angelaufene Tour ein neues Album bewerben sollen. Das ist schon sehr lange im Gespräch – und wurde mehrfach als „fast fertig“ kommuniziert.
Aber, ach, es wurde nicht rechtzeitig vollendet. Ist ja nicht so schlimm. Denn immerhin haben The Cure genügend Hits (heimliche und solche, die man aus dem Radio kennt), um mit Wohlwollen aufgenommene Shows zu spielen. Und in diese arbeiten Smith & Co auch neue Songs ein – als Pre-Listening fürs kommende Album.
Die Konzerte der Tournee bieten Raum für mittelalte Musikkritiker, mit The Cure als Schreibvorlage in alten Zeiten zu schwelgen – und die sich daraus ergebende Meinung ist durchaus positiv gestimmt. „Düsterrock, der glücklich macht“, schrieb das Hamburger Abendblatt, und nach allem, was man über The Cure weiß, kann man sich da anschließen. Und ist vielleicht wie Robert Smith auch schon etwas aus den Fugen geraten.
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