„Die Häschenschule“: Fortsetzung folgt (wohl) nicht

2022 der erfolgreichste Film in Österreich: „Die Häschenschule“.
Von Gabriele Flossmann
Die Kunst des gezeichneten oder computeranimierten Bewegtbilds führt in Österreich bestenfalls ein Nischendasein. Obwohl Animationsfilme aus Asien und Australien und den USA auch in Österreich die Kinosäle füllen, ist hierzulande die Auftragslage sehr unregelmäßig.
Arx Anima, das einzige Kinofilme produzierende Animationsstudio Österreichs, kann davon ein Lied singen. 2011 begann ein ehrgeiziges Duo, Dunja Bernatzky und Kris Staber, in Wien ein Trickstudio zu etablieren. Wie schwierig so ein Unterfangen ist, zeigen allein schon die Produktionszeiten. Während die Herstellung eines Spielfilms mit menschlichen Darstellern etwa drei bis sechs Wochen dauert, muss man bei einem Animationsfilm mit einer Produktionszeit von zwei Jahren rechnen.
2019 war es Arx Anima gelungen, mit dem Film „Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“ einen Blockbuster ins Kino zu bringen. 2022 folgte der nächste Streich, „Die Häschenschule – Der große Eierklau“. Die Kino-Erfolge der beiden Filme konnten sich in Österreich an Disney und Pixar messen. „Die Häschenschule“ war im Anlaufjahr überhaupt der meistgesehene Film in Österreichs Kinos. 150 Menschen hatten zwei Jahre lang an der „Häschenschule“ gearbeitet. Vollzeit, versteht sich.
Wegen des großen Erfolges wurde – wie im internationalen Filmgeschäft üblich – ein Sequel geplant. Die Finanzierung einer neuen „Häschenschule“ wurde von der österreichischen Kinoförderung bereits vor über zwei Jahren in Aussicht gestellt. Und zwar aus dem „ungedeckelten“ ÖFI+-Fördertopf. Basierend darauf erfolgte für das Projekt auch eine deutsche Finanzierung und eine Marktfinanzierung. Das alles unter der Voraussetzung, dass die Einreichungen „vollständig“ und „zeitgerecht“ erfolgten. Wobei „ungedeckelt“ bei ÖFI+ bedeutete, dass das Fördervolumen bei Mehrbedarf vom Finanzministerium ausgeweitet werden konnte. Was aber im Zuge der langen Regierungsbildung quasi nicht passiert ist – und dann von der neuen Koalition abgeschafft wurde.
Geld aufgebraucht
Im Vertrauen auf die automatische und „ungedeckelte“ Förderung war die Arx Anima massiv in Vorleistung gegangen – wie viele andere Produzenten auch. Um dann zu erfahren, dass – wie es Kris Staber dem KURIER gegenüber formuliert – „das Förderportal im Rahmen einer Richtlinienänderung ohne jegliche Vorwarnung geschlossen wurde und das bislang zur Verfügung gestellte Geld für 2025 bereits durch Vorgriffe für Einreichungen aus dem Jahr 2024 aufgebraucht sei“.
Wobei die Arx Anima von dem Passus, dass die Einreichungen „vollständig und zeitgerecht“ zu erfolgen hätten, besonders betroffen war. Denn bei Animationsfilmen ist eine Einreichung erst dann vollständig, wenn nicht nur das Drehbuch, sondern auch das Aussehen der einzelnen Charaktere definiert ist. Das Studio ging aufgrund der bisherigen Zusagen für die Finanzierungen in die Vorleistung. „Die Story wurde entwickelt und die Anzahl der Figuren festgelegt. Dazu kamen Stil-Proben und gezeichnete Storyboards für die künstlerische Umsetzung“, erklärt Staber. „Außerdem haben wir schon Künstler engagiert, um einen Teaser zu machen, mit dem man Koproduzenten an Bord holen kann.“
Die im Sparbudget der neuen Bundesregierung enthaltenen Einschnitte für die österreichische Filmwirtschaft könnten nun das „Aus“ für viele Firmen und vor allem auch für die Arx Anima und Projekte wie „Die Häschenschule“ bedeuten. „Die Kosten für die erforderlichen Vorleistungen unseres Studios liegen bereits bei rund 500.000 Euro“, rechnet Staber vor. Weil das Gesamtbudget der Kinofilmförderung ÖFI+ auch für 2026 auf 15,5 Millionen Euro sinken soll, sind nun die Überlebenschancen des an sich schon stiefmütterlich behandelten Animationsfilm-Genres auf Null gesunken. „Wir sind eine Nischenproduktion ohne wirksame Vertretung“, so Kris Staber. „Für den Realfilm können sich auch Schauspieler und Schauspielerinnen in der Öffentlichkeit stark machen, aber wir sind nicht prominent und deshalb kommen wir nicht an die zuständigen Politiker heran“, ergänzt Dunja Bernatzky. „Wenn man will, dass die Österreicher wieder mehr ins Kino gehen, dann muss man den Animationsfilm fördern. Denn gerade damit kann man ein junges Publikum fürs österreichische Kino heranbilden, oder wollen wir die Kinder in der Jugend schon an die norddeutsch synchronisierten Hollywoodfilme verlieren?“, meint Kris Staber. „Aber auch für Erwachsene hat dieses Genre viel zu bieten.“ Ohne Förderung müsste die „Häschenschule“ allerdings zusperren.
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