Filmkritik zu "A Quiet Place": Wer spricht, stirbt

Psssst!  Emily Blunt (li.) und Millicent Simmonds leben in einer Welt, in der Geräusche tödlich sind
Wer ein Geräusch von sich gibt, wird getötet: Exzellenter Horrorfilm "A Quiet Place" über Familie unter Alien-Attacke.

Niemand fürchtet sich gern allein, schon gar nicht im Kino. Dass Horror dort immer noch blendend funktioniert, beweist der Erfolg von „A Quiet Place“, in den USA gerade Spitzenreiter der Kino-Charts. „Bleib still, bleib am Leben“ – so einfach funktioniert die Formel dieses exzellent inszenierten, smarten und bildschönen Horror-Dramas, das buchstäblich die Luft anhält: Denn nur in einer Welt der vollkommenen Geräuschlosigkeit ist das Überleben möglich.

Wer auch nur den geringsten Ton von sich gibt, wird im Handumdrehen von blinden Aliens zerfleischt. Grauenhaft anzusehen, besteht deren...äh...Kopf hauptsächlich aus einer widerlich pulsierenden Riesenohrmuschel und einer grimmigen Zahnreihe. Und sie attackieren alles, was Laut gibt. Husten ist also verboten. Sprechen sowieso. Und wer einen Schrei ausstößt, begeht klaren Selbstmord.

Diese Prämisse hat der Schauspieler John Krasinski in seiner dritten Regiearbeit auf eine konstant spannungsgeladene Spitze getrieben. Krasinski selbst und Emily Blunt – auch im wirklichen Leben seine Frau – spielen ein Paar mit Kindern, die es in dieser apokalyptischen Welt zu beschützen gilt.

Gehörlos

Die Familie lebt auf einer Farm und ist insofern gut für die stumme Welt ausgerüstet, als die älteste Tochter gehörlos ist und sich daher alle mit Gebärdensprache verständigen können. Doch wie viele lebenserhaltende Tätigkeiten lassen sich verrichten, ohne dass dabei Geräusche entstehen? Außer Fischfang bleibt da nicht viel übrig.

Zudem ist die Mutter hochschwanger und die Krise vorprogrammiert: Wie soll sie lautlos ein Kind gebären? Und dann ein schreiendes Baby beruhigen?

Die tödlichen Probleme liegen klar auf der Hand, trotzdem bäumen sich auch vorhersehbare Ereignisse in haarsträubenden Wendungen auf. Der Geburtsakt wird zur nervenzerfetzenden Stillhalte-Probe, die Nachwehen zum Hörsturz. Krasinski zieht alle Soundregister, indem er mehrere Geräuschwelten eröffnet und verschiedene Tonräume – des gehörlosen Mädchens bis hin zur Filmmusik – aufeinanderprallen lässt.

Auf leisen Sohlen schleicht dieser superbe Flüsterhorror über das Nervenkostüm, stumme Gänsehaut hinterlassend.

INFO: USA 2018. 90 Min. Von und mit John Krasinski. Mit Emily Blunt, Millicent Simmonds.

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