Der Komponist der Disney-Ohrwürmer: Alan Menken im Interview

Der Komponist der Disney-Ohrwürmer: Alan Menken im Interview
Der achtfache Oscar-Preisträger, der sich zuletzt wieder mit "Aladdin" beschäftigt hat, über Melodien und gute Laune. (Von Gabriele Flossmann)

Dieser Mann komponierte Disneys berühmteste Ohrwürmer: Mit acht Oscars, elf Grammys und einem Tony Award gilt Alan Menken als einer der erfolgreichsten Songwriter und Komponisten der Gegenwart.

Für rund 20 Filmen komponierte er die Musik – darunter „Arielle“, „Aladdin“, „Pocahontas“ und „Der Glöckner von Notre-Dame“.

Ein Vierteljahrhundert nach dem Original noch einmal in die Welt von „Aladdin“ einzutauchen, wäre für ihn so gewesen, als sei er gar nie weggewesen, erzählt Menken im KURIER-Interview.

„Aladdin ist für mich wie ein Verwandter, den lange nicht getroffen habe. Umso größer die Freude über das Wiedersehen“.

Der New Yorker Filmkomponist hat für die Neuauflage nicht nur seine alten Klassiker aufgefrischt, sondern auch neue Songs dazu gemischt.

KURIER: Die Brüder Robert und Richard Sherman, die als Komponisten noch mit Walt Disney persönlich zusammengearbeitet haben, haben einmal gesagt, dass Walt für seine Filme immer einen ganz bestimmten Musikstil haben wollte. Ist das heute immer noch so, dass das Studio von Ihnen einen ganz bestimmten Stil fordert?

Alan Menken: Der Klang der Disney-Filmmusiken sollte nach Möglichkeit so unverwechselbar sein, dass man fast von einer Art „Franchise“, oder einer „Corporate Identity“ im Sound sprechen könnte. Früher hatten die Herrscher und Adeligen ihre Hofkomponisten – und ich bin in der heutigen Welt wohl auch so etwas Ähnliches (lacht). Disney ist mit allen Dingen, die das Publikum möglicherweise verletzen könnten, überaus vorsichtig. Witze über Dicke oder über in irgendeiner Form behinderte Menschen zum Beispiel gibt es in keinem ihrer Filme. Du kannst bei Disney nur Witze machen, solange es niemandem weh tut, in dieser Hinsicht ist Disney sehr konservativ.

Manche meinen, dass die Musikalität der Soundtracks abnimmt, weil Rhythmus und Sound-Design wichtiger geworden sind – stimmen Sie dem zu?

Es ist tatsächlich so, dass die Melodiösität aus Film-Kompositionen immer mehr verschwindet. Ich will nicht alle in einen Topf werfen, aber es gibt halt einige Kollegen, die lieber ein akustisches Design entwerfen, als symphonisch zu komponieren. Wir werden sehen, ob das auf Dauer auch beim Publikum funktioniert. Eine Melodie, die zum Ohrwurm taugt, ist ja auch etwas, wo du genau wissen musst, wie du es einsetzt. Und Regisseure müssen es haben wollen.

Kann man es lernen, solche Ohrwürmer zu komponieren, wie Sie sie bereits für viele Disney-Filme geschrieben haben?

Nein, das sollte man auch gar nicht. Was meine Filmmusik anbelangt – im Gegensatz zu meinen Songs: Da muss ich sogar dagegen kämpfen, zu melodisch zu sein. Wenn man zu viele Ohrwürmer einsetzt, wird das Ohr weggezogen – weg von der Szene und vom Film hin zur Musik.

Ihre Musik hebt die Laune der Zuschauer. Wie ist Ihr Verhältnis zu düsteren Klängen, wie sie in Thrillern und Dramen zu hören sind?

Ich denke schon, dass ich auch eine dunkle Seite habe. Aber in erster Linie fühle ich mich zur Musik hingezogen, die in uns positive Gefühle weckt. Daher mag ich Musicals, auch wenn meistens im zweiten Akt irgendein Herz bricht. Ich möchte das Publikum lieber in gute Stimmung versetzen, als ihm Angst einjagen.

Und welche Musik hören Sie selbst, um in gute Stimmung zu kommen?

Wenn ich mich entspannen will, dann am liebsten Debussy oder Ravel. Auf jeden Fall klassische Musik.

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