Wenn Teenager sterben – und jeder will dabei gewesen sein

Denis & Katya in der Kammeroper Wien: Leo Morello, Mina Zakic, Hasti Molavian, Timothy Connor, Bruno Williams de Santos, Federico Pellaschiar
Nach Gaetano Donizettis „Les Martyrs“ im Museumsquartier ist nun auch die Kammeroper für das MusikTheater an der Wien in die neue Saison gestartet. Mit einer Art Romeo-und-Julia-Geschichte, die sich im echten Leben abgespielt hat und bis heute vor allem viele Social-Media-Fans beschäftigt.
Haben die beiden Schulschwänzer Selbstmord begangen oder wurden sie einfach kaltblütig von der Polizei erschossen? Die Rede ist von Denis Muravyov und Katya Viasova, die in ihrer Teenager-Liebe aufgrund der Ablehnung der Elternteile in eine russische Datscha geflüchtet waren, viel herumgeschossen und alles via Whatsapp übertragen haben. So weit, so schlecht.
Komponist Philip Venables und sein Librettist Ted Huffmann haben sich dieses realen Stoffes in der Kammeroper „Denis & Katya“ angenommen. Das Schöne daran ist: Es wird nie kitschig. Denn die Hauptfiguren treten gar nicht auf, sie werden von Zeugen des Dramas repräsentiert. Die Journalistin, der Lehrer, der Freund, sie alle berichten jeweils aus ihrer Perspektive.
Ereignis
Es gibt keinen Dirigenten, nur vier Celli – toll die Musikerinnen und Musiker der Klangforum Academy. Ein Ereignis aber sind die Mezzosopranistin Hasti Malavian und Bariton Timothy Connor.
Die Inszenierung arbeitet mit projizierten Internetpostings. Das Konzept ist klug und gut und von den Schöpfern des Werks teils schon stark vorgegeben. Komponist und Librettist überlagern die unaufdringliche Regie von Marcus Darbyshire noch mit ihren persönlichen Gedanken zum Thema. Soll man die Bilder von Social-Media zeigen? Nein! Und allein dafür danke. So entsteht ein kluges, kühles Psychogramm einer lächerlichen Whatsapp-Gesellschaft, die nur auf News aus ist.
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