Das Kino liebt Auftragsmörder, deswegen gibt es dort auch so viele. Alain Delon als „Der eiskalte Engel“ ist legendär, ebenso wie Jean Reno als „Léon – Der Profi“. In Jim Jarmuschs „Ghost Dog – Der Weg des Samurai“ verdingte sich Forest Whitaker als Profikiller, während Tom Cruise in Michael Manns „Collateral“ für Geld tötet.
Auf dem Filmfestival in Venedig liefen heuer gleich drei Filme, die sich mit dem Beruf des Auftragsmörders beschäftigten – einer davon stammte von David Fincher und nennt sich schlicht „The Killer“ (abrufbar auf der Streamingplattform Netflix, mit der Fincher seit einigen Jahren kooperiert).
Verehrt als einer der großen visuellen Stilisten des amerikanischen Kinos, profilierte sich Fincher mit Klassikern wie „Alien 3“, „Fight Club“ oder „Sieben“. Andrew Kevin Walker verfasste das Drehbuch für „Sieben“ und schrieb für Fincher nun auch „The Killer“.
„Execution is everything“ („Ausführung ist alles“), lautet der Werbeslogan zu „The Killer“ und sagt eigentlich alles – sowohl über den Regisseur als auch dessen Film: Mit äußerster Präzision plant ein namenloser Auftragskiller – blass, aber nachdrücklich verkörpert von Michael Fassbender – die Ermordung eines mächtigen Mannes. (Schlecht) gekleidet wie „ein deutscher Tourist“, wartet er zwischen Yoga-Übungen und endlosem, pseudo-philosophischen Blabla im inneren Monolog („Empathie ist Schwäche“) auf den richtigen Moment zum Töten.
Leider geht der Auftrag schief, der Mörder wird selbst zum Ziel seiner Auftraggeber – und sinnt danach auf Vergeltung. Mechanisch arbeitet der Profikiller eine Liste jener Menschen ab, an denen er sich rächen will – bis hin zu einer Begegnung mit Berufskiller-Kollegin Tilda Swinton. Angetrieben wird er vom verstörenden Sound von Atticus Ross und Trent Raznor – oder den Hits der Brit-Band The Smiths. Souverän hält Fincher seinen eleganten Inszenierungsstil auf gewohnt hohem Niveau, kann aber auf die Dauer nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich unter seiner kühlen Oberfläche substanzielle Leere breitmacht.
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