"Aus der eigenen Liebe zu auf Papier gedruckten Texten – und der im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung immer stärker werdende Erkenntnis, dass Bildschirme einem nicht alles bieten können“, sagt Katharina Holzmann, die gemeinsam mit Sascha Ehlert die Leitung innehat. Der 36-Jährige verweist im KURIER-Gespräch auf eine lebendige Szene: Zuletzt gab es auch Neugründungen wie Literarische Diverse, Defrag, Narratif – oder zuletzt und sicher am prominentesten: Delfi. Allesamt Titel mit jungen Herausgeberinnen und Herausgebern aus Generationen, die sich angeblich nur noch fürs Digitale interessieren.
KURIER: Was bekommt man, wenn man „Wetter“ in die Hand nimmt?
Sascha Ehlert: Jede Ausgabe ist für uns eine Momentaufnahme, die ein Quartal in unserem Leben – und dem der freien Mitarbeiter, die an der Zeitschrift mitarbeiten – abbildet.
Was sind die Themen, die im Magazin behandelt werden?
Katharina Holzmann: Das verändert sich wie das Wetter selbst. Die Konstante ist: Gute Texte mit einem oft persönlichen Zugriff, die sich selbst dann, wenn sie Interviews oder Porträts sind, eher im Reich des Literarischen als des klassischen Journalistischen bewegen.
Welche Menschen sprechen Sie damit an?
Ehlert: Wir erreichen vor allem ein Publikum zwischen 18 und Mitte 40, das kulturell vielseitig interessiert ist.
Wie viele Abonnenten haben Sie in Österreich?
Holzmann: Konkrete Zahlen nennen wir nicht. Zehn bis fünfzehn Prozent unserer Hefte gehen nach Österreich.
Es gibt zwar eine Homepage, aber man findet darauf keine Artikel. Kann man sich das überhaupt noch leisten?
Ehlert: Man kann natürlich sagen, das ist überflüssiger Papiermüll, das ginge ja auch digital. Aber wir scheinen ja nicht die Einzigen zu sein, für die ein gedrucktes Magazin mehr beinhaltet als die Texte, die in ihm erscheinen: Da ist noch die Gestaltung, die Bilder, die Papiersorte und eben auch etwas, das sich schwer fassen lässt: so etwas wie Atmosphäre vielleicht. Es gibt zum Glück noch Menschen, die bereit sind, Geld dafür auszugeben – wie für andere Dinge auch: gutes Essen, neues Gewand oder eine überteuerte Duftkerze.
Können Sie die Redakteure, die für „Wetter“ schreiben, angemessen entschädigen?
Holzmann: Feste Redakteure haben wir nur zwei – uns beide nämlich. Wir haben beide auch noch andere Jobs. Das Wetter finanziert aber einen Teil unseres Lebens. Bezüglich der Honorare für unsere freien Mitarbeitenden erreichen wir langsam das Niveau etablierter Nicht-Indie-Blätter, was aber immer noch bedeutet, dass unsere Leute gnadenlos unterbezahlt sind.
Wird es das Magazin in zehn Jahren noch geben?
Ehlert: Wie die Medienlandschaft in zehn Jahren aussehen wird, können wir leider nicht beantworten – wir sind uns aber sicher, dass sich viel verändern wird. Ob auch eine Veränderung zum Guten möglich ist, das wird sich noch zeigen. Wir sind aber davon überzeugt, dass Zeitschriften, die mehr als dem Tagesgeschehen verpflichtet sind, auch in der Zukunft einen Platz haben.
Info: "Das Wetter“ ist ein unabhängiges Kulturmagazin, das 2013 in Berlin gegründet wurde. Es erscheint vierteljährlich und ist auch in Österreich erhältlich. Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst zierte bereits das Cover. Mehr Infos.
Buch: Zum 10-jährigen Jubiläum ist eine Art Best-of des Magazins in Buch-Form erschienen (bei KiWi).
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