"Das Wetter": Aus Liebe zu gedruckten Texten

Ein Mann mit blonden Haaren auf dem Cover des „Das Wetter“-Magazins.
Das deutschsprachige Magazin "Das Wetter" widmet sich seit zehn Jahren popkulturellen Themen. Trotz zahlreicher Krisen denken die Macher nicht ans Aufhören.

In der Medienbranche kracht es, Verlage gehen in Konkurs, Journalisten verlieren ihre Arbeit, Zeitungen werden eingestellt oder erscheinen nur noch online. Auf der anderen Seite werden neue Formate, neue Zeitschriften gegründet. Mitten in diese sich Richtung digitales Angebot verschiebende Medienlandschaft wurde mit „Das Wetter“ vor zehn Jahren ein neues Magazin ins Leben gerufen, das ausschließlich gedruckt erscheint. 
Gut. Aber warum? 

Ein Mann mit Trenchcoat und eine Frau mit Pelzmantel stehen vor einem Haus mit Graffiti.

Die Herausgeber: Katharina  Holzmann und Sascha Ehlert 

"Aus der eigenen Liebe zu auf Papier gedruckten Texten – und der im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung immer stärker werdende Erkenntnis, dass Bildschirme einem nicht alles bieten können“, sagt Katharina Holzmann, die gemeinsam mit  Sascha Ehlert  die Leitung innehat.  Der 36-Jährige verweist im KURIER-Gespräch auf eine lebendige Szene: Zuletzt gab es auch Neugründungen wie Literarische Diverse, Defrag, Narratif – oder zuletzt und sicher am prominentesten: Delfi. Allesamt Titel mit jungen Herausgeberinnen und Herausgebern aus Generationen, die sich angeblich nur noch fürs Digitale interessieren.

KURIER: Was bekommt man, wenn man „Wetter“ in die Hand nimmt?
Sascha Ehlert: Jede Ausgabe ist für uns eine Momentaufnahme, die ein Quartal in unserem Leben – und dem der  freien Mitarbeiter, die an der Zeitschrift mitarbeiten – abbildet.

Was sind die Themen, die im Magazin behandelt werden?
Katharina Holzmann: Das  verändert  sich wie das Wetter selbst.  Die Konstante ist: Gute Texte mit einem oft persönlichen Zugriff, die sich selbst dann, wenn sie Interviews oder Porträts sind, eher im Reich des Literarischen als des klassischen Journalistischen bewegen.

Welche Menschen sprechen Sie damit an?
Ehlert:  Wir  erreichen vor allem ein Publikum zwischen  18 und Mitte 40, das kulturell vielseitig interessiert ist.
 

Ein Mann mit Tätowierungen hält ein Bierglas vor dem Cover der Zeitschrift „Das Wetter“.

Der Wiener Rapper Yung Hurn am Cover

Wie viele Abonnenten haben Sie in Österreich?
Holzmann: Konkrete Zahlen nennen wir nicht. Zehn bis  fünfzehn  Prozent unserer Hefte gehen nach Österreich.

Es gibt zwar eine Homepage, aber man findet darauf keine Artikel. Kann man sich das  überhaupt noch leisten? 
Ehlert: Man kann natürlich sagen, das ist überflüssiger Papiermüll, das ginge ja auch digital. Aber wir scheinen ja nicht die Einzigen zu sein, für die ein gedrucktes Magazin mehr beinhaltet  als die Texte, die in ihm erscheinen: Da ist  noch die Gestaltung, die Bilder, die Papiersorte und eben auch etwas, das sich schwer fassen lässt: so etwas wie Atmosphäre vielleicht.  Es gibt  zum Glück  noch Menschen, die  bereit sind, Geld dafür auszugeben – wie für andere Dinge  auch: gutes Essen, neues Gewand oder eine überteuerte Duftkerze.

Können Sie die  Redakteure,  die für „Wetter“ schreiben, angemessen entschädigen?
Holzmann: Feste Redakteure haben wir nur zwei – uns beide nämlich. Wir haben beide auch noch andere Jobs. Das Wetter finanziert aber einen Teil unseres Lebens. Bezüglich der Honorare für unsere freien Mitarbeitenden erreichen wir langsam  das Niveau etablierter Nicht-Indie-Blätter, was aber immer noch bedeutet, dass unsere Leute gnadenlos unterbezahlt sind.

Wird es das Magazin in zehn Jahren noch geben?
Ehlert: Wie die Medienlandschaft in zehn Jahren aussehen wird, können wir leider nicht beantworten – wir sind uns aber sicher, dass sich  viel verändern wird. Ob auch eine Veränderung zum Guten möglich ist, das wird sich noch zeigen. Wir sind aber davon überzeugt, dass Zeitschriften, die mehr als dem Tagesgeschehen verpflichtet sind, auch in der Zukunft einen Platz haben.

Das Cover des Buches „Das Wetter Buch für Text und Musik“ von Kiepenheuer & Witsch.

"Das Wetter - Buch für Text und Musik". 384 Seiten. (KiWi)

Info: "Das Wetter“ ist  ein unabhängiges Kulturmagazin, das 2013 in Berlin gegründet wurde. Es erscheint  vierteljährlich und ist auch in Österreich erhältlich. Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst zierte bereits das Cover. Mehr Infos. 

Buch: Zum 10-jährigen Jubiläum ist eine Art Best-of des Magazins in Buch-Form erschienen (bei KiWi).
 

 

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