Das Radio-Symphonieorchester demonstrierte wieder seine Qualität
Sein Amt als Chefdirigent des ORF Radio-Symphonieorchesters (RSO) tritt Markus Poschner erst 2026 an. Am Pult dieses Klangkörpers ist er dennoch schon jetzt zu erleben, wie beim zweiten Konzert des Abo-Zyklus im Konzerthaus. Das ist gut so. Denn dieser Dirigent versteht es, die Qualitäten dieses Orchesters zu demonstrieren. Das Programm ließ zwar eher an Ostern als an Weihnachten denken, aber wen kümmert’s, wenn die Qualität stimmt?
Absolute Transparenz
Mit „Elysium“ von Samy Moussa gab er einen faszinierenden Auftakt. Das Werk des Kanadiers führte Christian Thielemann vor wenigen Wochen mit den Wiener Philharmonikern auf. Warme goldene Klangströme, elektrisierende, gleißende Passagen, Bläser-Akkorde, die an Bruckner erinnerten, waren da zu hören. Letztere arbeitete auch Poschner heraus. Am Beginn verwandelte er den Orchesterklang in Töne, die auch von einer Orgel stammen könnten. Er setzte auf absolute Transparenz.
In „Lux Stellarum“ ergründet Erkki-Sven Tüür die Vielseitigkeit der Flöte. Emmanuel Pahud, einer der herausragendsten Solisten auf diesem Instrument, führte damit durch verschiedene Welten. Virtuos, zartfühlend wie den Gesang eines Vogels hob er an und changierte ganz natürlich in atonale Passagen. Mit dem Orchester befand er sich dabei ständig in einem harmonischen Dialog.
Man könnte das als klangliches Erforschen von Landschaften deuten: Am Anfang gibt die Flöte Idylle der Natur wieder und passt sich in den atonalen Passagen dem hektischen Stadtleben an. Oder als Durchwandern von Raum und Zeit, was zu Richard Wagners „Parsifal“ führt. Das Vorspiel aus dem ersten Aufzug ließ Poschner schlüssig in „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss übergehen. Diese Kombination mutete erst etwas seltsam an, aber sie funktionierte und ließ einmal mehr hören, dass dieses Orchester alles spielen kann. Viel Applaus.
Kommentare