Das Motto am Broadway von New York: Musik verbindet alle Menschen

Verstaubt, aber erfolgreich: „The Music Man“ hatte bisher schon 400.000 Besucher
Wie geht es dem Entertainment-Zentrum nach Corona? Ein Lokalaugenschein mit Kritiken wichtiger Musical-Produktionen – Teil 2

Von Markus Spiegel aus New York

Auch am Broadway gingen, bedingt durch Covid, im März 2020 die Lichter aus. Ab September 2021 hieß es „The Show Must Go On“, die Beleuchtung am Times Square wurde wieder aktiviert. Und seit dem Sommer laufen die Produktionen, die keinerlei Subventionen erhalten, im Normalbetrieb. Die Touristen fehlen noch, die Auslastung liegt bei geschätzt 85 Prozent.

Am vergangenen Sonntag stellte der KURIER das mit elf Tony Awards und einem Pulitzer-Preis prämierte Musical „Hamilton“ (in deutscher Fassung in Hamburg zu sehen) den Gruselspaß „Beetlejuice“ und „Moulin Rouge!“ vor. Hier nun weitere Musicals.

Rockkonzert: „Six“

Der Originaltitel lautet „SIX – Divorced, Beheaded, Live in Concert“, uraufgeführt 2017 in Edinburgh. Die sechs Ehefrauen von König Heinrich VIII erzählen uns von ihrem leidvollen Leben, besser gesagt, sie singen es in Form eines Rock-Konzertes. Zwei Damen starben wahrscheinlich an Krebs, eine bei der Geburt ihres Kindes, eine überlebte Heinrich und die restlichen zwei wurden enthauptet. Die jungen Komponistinnen Toby Marlow und Lucy Moss wollten jede Königin ihren musikalischen Stil von bekannten Künstlerinnen der Gegenwart wie Beyoncé, Shakira, Rihanna, Adele oder Alicia Keys anpassen. Wenn es nur so wäre! Musik und Libretto sind flach. Da sind selbst 80 Minuten Aufführungsdauer ohne Pause zu viel des Guten. Interesse an ihrem Schicksal kommt nicht auf, Mitleid schon gar nicht.

Wer sich wirklich für diesen Stoff interessiert, dem seien diverse Verfilmungen und Dokumentationen empfohlen – oder auch ein Griff zum Geschichtsbuch. Allerdings, die Theaterbesucher am Broadway mögen die Show Brooks Atkinson Theatre.

Revival: „The Music Man“

Für das Revival des verstaubten, ur-amerikanischen Musicals (1957) von Meredith Willson mit Hugh Jackman und Sutton Forster in den Hauptrollen wird großer Werbeaufwand betrieben. Sechs Tony-Nominierungen und kein Sieg in den diversen Kategorien. Auch durch unfreundliche Kritiken lassen sich die Produzenten nicht entmutigen. Die teuren Publikumslieblinge, die sich durch stark überhöhte Ticketpreise gut bezahlen lassen, sind entscheidend für den kommerziellen Erfolg. In einem Allerweltnest im Mittleren Westens will der Gauner „Professor“ Charlie Cowell mit den Einwohnern eine Musikkapelle gründen und durch den Verkauf von Instrumenten und Lehrbüchern sein Geschäft machen.

Er stößt auf den Widerstand der lokalen Bibliothekarin und Klavierlehrerin Marian, da er nicht einmal Noten lesen kann. Doch, wie kann es anders sein, kommen sich die beiden näher. Die Plattitüde lautet letztlich „Musik verbindet alle Menschen“. Der

54-jährige australische Allrounder Hugh Jackman, bekannt durch die Filmserien „X-Men“, „Wolferine“ und die Musical-Verfilmung „Les Miserables“, spielt, singt und tanzt mit einer beachtlichen Energie, die man ihm nicht zugetraut hätte.

Er und die mehrfach ausgezeichnete Sutton Forster spielen allerdings besser, als sie singen. Der erfahrene Broadway-Regisseur Jerry Zacks bietet eine saubere Inszenierung ohne große Überraschungen, kann aber gut Sentiment und Komik verbinden. Bisher sahen 400.000 Besucher diese Produktion, die nur bis Ende Dezember im Winter Garden Theatre läuft.

„MJ – The Musical“

Klar, für eingefleischte Michael-Jackson-Fans ist der Besuch dieses Tanzmusicals im Neil Simon Theatre obligatorisch. Immerhin werden alle wesentlichen Hits aufgeführt. Es wird authentisch gesungen, Myles Frost und alternierend Jamaal Fields-Green in der Hauptrolle spielen und singen gleichermaßen gut, und man kann wohl die erste Liga exzellenter Tänzer in famosen Choreografien erleben. Die Lautstärke ist extrem, das Maximum ist gerade laut genug für diese Show.

Das Motto am Broadway von New York: Musik verbindet alle Menschen

Pop-Konzert mit theatralischen Einlagen: Myles Frost als Michael Jackson (mit Whitney Bashor)

Wir erleben die Stationen des Lebens des „King of Pop“, selbstverständlich schöngefärbt. Für etwas mehr Ehrlichkeit oder Tiefgang wäre das zahlende Publikum möglicherweise nicht empfänglich. Im zweiten Teil sind spektakuläre Lasereffekte zu sehen. Eigentlich ein Pop-Konzert mit theatralischen Einlagen.

Kommentare